Andi geht zu Oscar 2004

15. Februar

Kein Kino will die Oscarnacht übertragen - unter Saddam hätt's das nicht gegeben! Verdammte amerikanische Imperialisten! Ihre Mägen sollen in der Hölle braten!

Frank Piersons Nachfolger?

16. Februar

Alles halb so wild - mein guter Freund Dominik erklärt sich völlig freiwillig und komplett unentgeltlich bereit, mich zur Übertragung zu sich nach Hause einzuladen, umfassend zu bewirten und mit einem duftenden Palmwedel ständig frische Luft zuzufächeln. Zum Dank lasse ich die Fotos von seinem kleinen Zwischenfall mit dem Gummihuhn und dem toten Privatdozenten unauffällig verschwinden. Was bot der Narr auch eine Sprechstunde an!

17. Februar

Ich: "Kommst Du mit zu Dominik zur Oscarnacht?" - "Alle, die sich diese obszöne Orgie gegenseitiger Masturbation absolut irrelevanter Witzfiguren ansehen, haben ihren Kopf ganz tief in ihrem fetten Arsch drin. Und damit meine ich Dich!" Ich liebe diese Frau.

29. Februar, 4:00 Uhr

Regelmäßiger Schlaf ist was für Weicheier! Meine Prognose muß noch raus!

Bester Film: The Lord of the Rings III
Beste Regie: Peter Jackson für The Lord of the Rings III
Bestes Originaldrehbuch: Sofia Coppola für Lost in Translation
Bestes adaptiertes Drehbuch: Brian Helgeland für Mystic River
Bester Schauspieler in einer Hauptrolle: Bill Murray in Lost in Translation
Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle: Charlize Theron in Monster
Bester Schauspieler in einer Nebenrolle: Tim Robbins in Mystic River
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: Renée Zellweger in Cold Mountain
Beste Kamera: César Charlone für Cidade de Deus
Beste Ausstattung: Grant Major u. a. für The Lord of the Rings III
Beste Kostüme: Ngila Dickson und Richard Taylor für The Lord of the Rings III
Bestes Makeup: Ve Neill und Martin Samuel für Pirates of the Caribbean
Beste Tonmischung: Christopher Boyes u. a. für The Lord of the Rings III
Bester Tonschnitt: Christopher Boyes u. a. für Pirates of the Caribbean
Beste visuelle Effekte: Jim Rygiel u. a. für The Lord of the Rings III
Bester Schnitt: Daniel Rezende für Cidade de Deus
Beste Filmmusik (Score): Howard Shore für The Lord of the Rings III
Beste Filmmusik (Lied): Annie Lennox für "Into the West" aus The Lord of the Rings III
Bester fremdsprachiger Film: Les invasions barbares
Bester Kurzfilm: Two Soldiers
Bester Animationsfilm: Finding Nemo
Bester Animationskurzfilm: Destino
Bester Dokumentarfilm: The Fog of War
Bester Dokumentarkurzfilm: Chernobyl Heart.

Do

Don't

Helle, zarte Haut? Ihhbäh, der Goldfinger-Teint ist doch viel natürlicher!

1. März, 1:00 Uhr

Kein Sekt! Kein Kaviar! Keine Lachsbrötchen, keine Palmwedel und keine nackten Vestalinnen, ja, noch nicht einmal süße Kommilitoninnen zum Anstarren in den Werbepausen! Die Luft ist zum Schneiden dick, und ich will gerade das Fenster wie Tommy Lee öffnen (mit einem Sessel), da schrecke ich furchtbar zusammen: das Gummihuhn ist zurück! Ich stürze auf meine Knie und will es eben, am ganzen Leibe zitternd, erflehen, mir nur mein nichtswürdiges Leben zu lassen, da merke ich, daß es nur Anke Engelke ist, die ein altes Kleid von Pamela Anderson trägt. Beschämt stehe ich auf. Wenigstens weiß Anke im Gegensatz zu den meisten Moderationsmarionetten erfrischend humorvoll und respektlos mit den Stars umzugehen, obwohl Ben Stiller und Owen Wilson mehr Freude an der fantastisch üppigen ABC-Korrespondentin Maria Menounos zu haben scheinen. Wer könnte es ihnen verdenken, rufe ich in Miri Pielhaus Dekolleté, die auch dieses Jahr die deutschen Zuschauer zusammen mit dem Filmexperten Elmar Biebl sanft in einen traumlosen Schlaf lullt, so selig leer wie Miris schöner, ovaler Kopf.

2:15 Uhr

Nur einen Tag Michael Douglas sein...

2:30 Uhr

Billy Crystals Einführungsfilm ist tatsächlich so erstklassig clever wie selbstironisch überraschend, von der Digicam bis zum zertrampelten Michael Moore. Gefolgt von erinnerungswürdigen Liedern zu den aussichtsreichsten Kandidaten und kleinen Spitzen gegen die Handpuppe im Weißen Haus, läßt sich die Show erstaunlich gut an. Dominik schreckt kurz auf, schläft aber bald wieder ein. Halten die Kinder von heute denn gar nichts mehr aus? Zu meiner Zeit mußten wir noch alle fünf Minuten Kohle nachschütten, damit der Kasten überhaupt lief, ganz zu schweigen vom Blasebalg und dem Laufrad!

2:45 Uhr

Nur einen Tag Michael Douglas sein und ein Viagra haben...

2:45:30 Uhr

Na, sagen wir zwei. Und ein Aspirin gegen Embolien.

Do

Don't

Sandra Bullock zeigt Bodenständigkeit im praktischen Staubwedel-Look.

3:00 Uhr

The Lord of the Rings: The Return of the King gewinnt einen Oscar, und Robin Williams als Hochzeitskuchenfigur aus San Francisco verleiht den Oscar für den besten Animationsfilm: natürlich Finding Nemo. Der Regisseur Andrew Stanton dankt der Academy und seiner Frau, der er zuerst in der achten Klasse schrieb, daß er sie liebt, was er nun vor der ganzen Welt wiederholen darf. Meine damalige Liebe ist in der achten Klasse auf eine andere Schule gegangen, und ich habe sie nie wieder gesehen, was mir tiefe seelische Narben beigebracht hat, die ich nun durch größtmögliches Gemeinsein gegen alles und jeden auf meiner Website mehr schlecht denn recht zu heilen versuche. Aber in Momenten wie diesen bricht alles wieder hervor, und um meinen Schmerz zu stillen, knuffe ich Dominik sanft wie Bertrand seine Marie, doch er schlummert nur friedlich weiter wie ein halbwüchsiger Gorilla. Ich lege seine Hand in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser.

3:15 Uhr

The Lord of the Rings: The Return of the King gewinnt einen Oscar, und nach Tim Robbins, der sich diesmal einen politischen Kommentar zugunsten eines ernsten Aufrufs an alle Mißbrauchsopfer verkneift, erhält auch Renée Zellweger, kurzatmig wie immer, wenngleich ausnahms- und liebenswerterweise etwas weniger anorexisch als sonst, erwartungsgemäß einen der Goldprügel. Überraschungen fangen an, not zu tun.

3:45 Uhr

Da: Liv Tyler glaubt doch nicht ernsthaft, daß ihr eine Fünfziger-Jahre-Gouvernantenbrille steht? O wären doch nur Frauen zum Mitlästern da oder Dominik wenigstens rasiert!

3:50 Uhr

Annie Lennox zeigt, wie man im Gegensatz zu Susan "SAG Award" Sarandon in optischer Würde altert. Und singen kann sie auch.

Do

Don't

Wer ist der amtierende "Sexiest Man Alive"?

4:00 Uhr

The Lord of the Rings: The Return of the King gewinnt einen Oscar, und Jennifer Garner zeigt eine Aufzeichnung von der Verleihung der Wissenschafts- und Technikpreise an rundliche, grinsende Geeks, für die die Academy aus traditioneller sexueller Grausamkeit ausschließlich junge und attraktive Frauen einsetzt. Danach Blake Edwards mit dem Ehrenoscar und einer leidlich lustigen Rede und noch ein Britanniumdildo für Peter Jackson. Ich träume, daß mir ein Grübchen ins Kinn wächst.

4:30 Uhr

Ich fahre schreiend auf und fasse mein krampfendes Herz, aber es steckt zum Glück doch kein Eispickel darin. Beruhigt fällt mein Blick wieder auf den Schirm, flackert aber sogleich wieder brennend auf: Julia Roberts will sich doch nicht ernsthaft mit der unerreichten Katharine Hepburn messen? Amerikaner sind wilde Esel!

Do

Don't

Kleine Brüste? Vielleicht merkt's keiner, wenn ich die Stoßstange meines Ka auftrage.

5:15 Uhr

Das beste Lied des Abends - Jack Blacks und Will Ferrells Rausschmeißerballade "You're boring". Ich summe begeistert mit, um die Verleihung eines weiteren Oscars an The Lord of the Rings: The Return of the King nicht mithören zu müssen. Glücklich schlafender Dominik!

5:40 Uhr

Ich schlage vor, den zehnten Planeten des Sonnensystems Kashyyyk zu nennen und Peter Jackson und Benicio Del Toro zur Gründung einer neuen Spezies dorthin zu verschaffen. Wäre ich nur Michael Douglas, alle würden mich anhören!

5:45 Uhr

Auf Adrien Brody und seinen frischatmigen Witz ist noch Verlaß! Nobody does it better - außer vielleicht Sean Connery: "Pussy Galore. I just got it. That's vulgar!" Hihihi, James Bond ist doch der Beste!

5:50 Uhr

Mrs. Billy Crystal Charlize Theron sorgt mit einer rührenden Rede für den bewegendsten Moment und damit einen der raren Höhepunkte des ansonsten bedauerlich vorhersehbaren Abends. Wie soll man darüber denn geschmacklose Scherze machen? Ich habe immer an sie geglaubt, vom ersten Nippel in 2 Days in the Valley an, und verkünde diese Erkenntnis lauthals, doch niemand ist da, ihr zu lauschen. Eines Tages, Catherine, eines Tages...

6:00 Uhr

The Lord of the Rings: The Return of the King gewinnt einen Oscar.

Do

Don't

Eine von beiden ist das Blitzlicht nicht gewohnt. Nur welche?

Epilog

Hier sind die Gewinner. 17 Richtige von 24. Nächstes Jahr nehme ich mir auch eine Muse wie Sofia Coppola Bill Murray! Catherine, endlich!

Bester Film: The Lord of the Rings III
Beste Regie: Peter Jackson für The Lord of the Rings III
Bestes Originaldrehbuch: Sofia Coppola für Lost in Translation
Bestes adaptiertes Drehbuch: Fran Walsh u. a. für The Lord of the Rings III
Bester Schauspieler in einer Hauptrolle: Sean Penn in Mystic River
Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle: Charlize Theron in Monster
Bester Schauspieler in einer Nebenrolle: Tim Robbins in Mystic River
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: René Zellweger in Cold Mountain
Beste Kamera: Russell Boyd für Master and Commander
Beste Ausstattung: Grant Major u. a. für The Lord of the Rings III
Beste Kostüme: Ngila Dickson und Richard Taylor für The Lord of the Rings III
Bestes Makeup: Richard Taylor und Peter King für The Lord of the Rings III
Beste Tonmischung: Christopher Boyes u. a. für The Lord of the Rings III
Bester Tonschnitt: Richard King für Master and Commander
Beste visuelle Effekte: Jim Rygiel u. a. für The Lord of the Rings III
Bester Schnitt: Jamie Selkirk für The Lord of the Rings III
Beste Filmmusik (Score): Howard Shore für The Lord of the Rings III
Beste Filmmusik (Lied): Annie Lennox für "Into the West" aus The Lord of the Rings III
Bester fremdsprachiger Film: Les invasions barbares
Bester Kurzfilm: Two Soldiers
Bester Animationsfilm: Finding Nemo
Bester Animationskurzfilm: Harvie Krumpet
Bester Dokumentarfilm: The Fog of War
Bester Dokumentarkurzfilm: Chernobyl Heart.