Moviebazaar Moviebazaar

Andi geht zu Oscar 2003

11. Februar, 14:45 Uhr

Kann das Leben noch großartiger sein? CNN ohne Ton als Live-Stream auf dem PC mit einer dringenden Terrorwarnung. Aber vorher noch schnell nach Beverly Hills zur Verkündung der Oscarnominierungen, die Marisa Tomei und der etwas hüftsteife Academy-Präsident Frank Pierson charmant-hölzern vornehmen.

Marisa Tomei und Frank Pierson
Hihihi, wo war denn jetzt nochmal die Kamera?

In diesem Jahr werde ich zwei Prognosen stellen, eine kurz nach den Nominierungen und eine kurz vor der Verleihung, um nicht nochmal wie im letzten Jahr von der Schlammschlacht gegen Russell Crowe und A Beautiful Mind kalt erwischt zu werden, denn schon bahnt sich Nicole Kidmans und Jude Laws wegen Ähnliches an. Anke Engelke und Miri Pielhau, steht mir bei!

Bester Film: Chicago
Beste Regie: Rob Marshall für Chicago
Bestes Originaldrehbuch: Nia Vardalos für My Big Fat Greek Wedding
Bestes adaptiertes Drehbuch: Bill Condon für Chicago
Bester Schauspieler in einer Hauptrolle: Adrien Brody in The Pianist
Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle: Nicole Kidman in The Hours
Bester Schauspieler in einer Nebenrolle: Chris Cooper in Adaptation.
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: Meryl Streep in Adaptation.
Beste Kamera: Conrad L. Hall für Road to Perdition
Beste Ausstattung: John Myhre und Gordon Sim für Chicago
Beste Kostüme: Colleen Atwood für Chicago
Bestes Makeup: John Jackson und Beatrice De Alba für Frida
Bester Ton: Michael Minkler u. a. für Chicago
Bester Tonschnitt: Ethan Van der Ryn u. a. für The Lord of the Rings II
Beste visuelle Effekte: Jim Rygiel u. a. für The Lord of the Rings II
Bester Schnitt: Thelma Schoonmaker für Gangs of New York
Beste Filmmusik (Score): Elmer Bernstein für Far from Heaven
Beste Filmmusik (Lied): U2 für "The Hands That Built America" aus Gangs of New York
Bester fremdsprachiger Film: Nirgendwo in Afrika
Bester Kurzfilm: Johnny Flynton
Bester Animationsfilm: Sen to Chihiro no kamikakushi
Bester Animationskurzfilm: Das Rad
Bester Dokumentarfilm: Bowling for Columbine
Bester Dokumentarkurzfilm: Twin Towers.

8. März

Ich: "Kommst Du mit ins Kino zur Oscarnacht?" - "Ja, gern." Großartiger kann's (fast) nicht mehr werden!

Renée Zellweger
Renée Zellweger ist schon ganz aufgeregt.

22. März

Zwischen zwei Explosionen in Bagdad muß ein wenig Zeit für meine zweite Prognose bleiben, denn sonst hat Saddam schon gewonnen. The show must go on!

Bester Film: Chicago
Beste Regie: Rob Marshall für Chicago
Bestes Originaldrehbuch: Pedro Almodóvar für Hable con ella
Bestes adaptiertes Drehbuch: David Hare für The Hours
Bester Schauspieler in einer Hauptrolle: Daniel Day-Lewis in Gangs of New York
Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle: Nicole Kidman in The Hours
Bester Schauspieler in einer Nebenrolle: Chris Cooper in Adaptation.
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: Catherine Zeta-Jones in Chicago
Beste Kamera: Conrad L. Hall für Road to Perdition
Beste Ausstattung: John Myhre und Gordon Sim für Chicago
Beste Kostüme: Colleen Atwood für Chicago
Bestes Makeup: John Jackson und Beatrice De Alba für Frida
Bester Ton: Michael Minkler u. a. für Chicago
Bester Tonschnitt: Ethan Van der Ryn u. a. für The Lord of the Rings II
Beste visuelle Effekte: Jim Rygiel u. a. für The Lord of the Rings II
Bester Schnitt: Thelma Schoonmaker für Gangs of New York
Beste Filmmusik (Score): Elmer Bernstein für Far from Heaven
Beste Filmmusik (Lied): U2 für "The Hands That Built America" aus Gangs of New York
Bester fremdsprachiger Film: Nirgendwo in Afrika
Bester Kurzfilm: Johnny Flynton
Bester Animationsfilm: Sen to Chihiro no kamikakushi
Bester Animationskurzfilm: Das Rad
Bester Dokumentarfilm: Bowling for Columbine
Bester Dokumentarkurzfilm: Twin Towers.

Wird die Verleihung noch überraschend werden können? Was wird Nicole Kidman anziehen? Wie will sie das Busenduell gegen Salma Hayek je gewinnen? Was werden Edward Norton und Sadie Frost dazu sagen? Und was die liebliche Miri und Udai Hussein? All dies und noch viel mehr in Kürze nur hier und auf CNN und "Pro" 7!

23. März, 21:30 Uhr

Meine charmante Begleiterin und ich kommen überpünktlich am örtlichen UFA-"Palast" an, einem Multiplex mit allem Charme eines C&A-Großkaufhauses. So ein Auto zu haben hat schon Vorteile, insbesondere wenn man nicht selbst fahren und Benzin zahlen muß! Nächstes Mal will ich nicht mehr auf dem Beifahrersitz sitzen, sondern hinten rechts wie die leibhaftige J.Lo, um besser in Stimmung zu kommen! Bis nächstes Jahr müßte ich mich getraut haben, meiner Fahrerin diesen Vorschlag zu machen.

Do
Keanu Reeves
Don't
Michael Moore

Wer von beiden schreibt Bücher?

22:00 Uhr

Wer einen Anzug trägt, gewinnt eine von sechs Nirgendwo in Afrika-DVDs, wie der das leider nur spärliche Publikum begrüßende, taube DJ eines viertklassigen lokalen Radiosenders vor der Leinwand verkündet. So ein Ärger - zuhause verrottet meine erstklassige silberne, wunderbar zu meinen blaugrauen Augen passende Krawattennadel, und vorne gewinnen Hanswurste, denen ihr abgetragener Konfirmandenanzug um die Knie schlottert wie Himbeergelee! Es heißt, daß Udai Hussein einst straflos den Lieblingsvorkoster seines Vaters Saddam im Streit tötete. Vielleicht, weil dieser auch nur schlechte Anzüge trug? Glücklicher Orient!

22:15 Uhr

Nirgendwo in Afrika zur Einstimmung - pures Oscarmaterial! Sanfte afrikanische Weisen, eine komplexe, epische Familiensaga, laufend weinende Hauptdarsteller und die luxuriösen Bilder des sich hinter der Kamera komplett und orgiastisch austobenden Gernot Roll machen die Academy garantiert glücklich. Am deutschen Wesen sollen die Vereinigten Staaten nicht nur in der Weltpolitik, sondern auch im Machen von Postkartenkitschoramen genesen!

Do
Nicole Kidman
Don't
Cameron Diaz

Im Zweifelsfall lieber Mami schminken lassen.

24. März, 1:45 Uhr

Wenn ich nicht noch heimgefahren werden wollte, würde ich meiner Filmfreundin schon husten, daß ihre Cola Light wie Nährlösung für Sterbehospizbewohner schmeckt! Vielleicht besser nächstes Jahr.

1:55 Uhr

Daß nicht mehr Susann Atwell, sondern Miriam Pielhau moderiert, macht den Zuschauer zwar nicht informierter, aber dafür aus genau zwei Gründen glücklicher. Miri sitzt im schuhkartongroßen Studio auf ihrem Stuhl aus dem Sonderangebot der nächsten Sperrmüllkippe da, als hätte sie sich einer schweren und schließlich schiefgegangenen Spondylodese unterzogen. Den ebenfalls anwesenden, bärtig-schläfrigen "Experten" Elmar Biebl, der immerhin, was allerdings nicht sonderlich schwer ist, eine Verbesserung gegenüber Aiman "wir geben nun ab zu den 24. Academy Awards" Abdallah im letzten Jahr darstellt, ficht das aber nicht an, und er brummelt gänzlich unbeeindruckt vor sich hin, bis die professionell amerikanisch von Nichtigkeiten aufgeregten Moderatoren von ABC die liebe Miri und uns endlich erlösen.

2:00 Uhr

Um Qusai Husseins Widerstand in Bagdad und Tikrit so richtig zu brechen, verzichtet die Academy dieses Jahr fast ganz auf den roten Teppich. Und Jennifer Lopez' und Cameron Diaz' Kleider geben Saddams vernünftigerem Sohn dem Rest!

Do
Jennifer Garner
Don't
Jennifer Connelly

Wie man falsche Brüste richtig einsetzt und richtige falsch.

2:30 Uhr

Endlich Steve Martin mit einer so lustigen wie cleveren Einführungsrede. Danach Cameron Diaz, die sich heute zum ersten Mal selbst geschminkt hat, mit dem Animationsfilmoscar für Sen to Chihiro no kamikakushi und eine zwar wieder an den richtigen Stellen fülliger gewordene, aber in einem bedauernswert schlechten Anzug steckende Jennifer Connelly mit dem Nebendarstellerpreis für Chris Cooper. Hoffentlich guckt Udai gerade nicht zu!

3:00 Uhr

Werbung. Ob man in Trapped wohl wieder Charlize Therons Brüste sehen kann? Oder wenigstens Kevin Bacons Penis?

3:05 Uhr

Chicago, wohin man nur sieht und hört. Catherine Zeta-Jones rollt auf die Bühne, um gemeinsam mit der noch üppigeren und voluptuöseren Queen Latifah "I Move On" zu singen. Kurioserweise entsteht eine erinnerungswürdig elegante Performance, obwohl kleinere Objekte in den Orbit der beiden gezogen werden. Da kann der fast glatzköpfige Paul Simon nicht mithalten! Oder hat er sich nur gemeinsam mit dem alten Zechbruder Peter O'Toole und Sean Connery ein oder zwei Scotch zuviel hinter den Kulissen genehmigt? Jedenfalls wankt der alte Schotte mehr auf die Bühne, als zu gehen, und kann kaum den Umschlag öffnen, in dem natürlich Zeta-Jones' Name steht. Da sie aber schon längst zur Bühne unterwegs ist, um allen Bewohnern von Swansea, Rob Marshalls Vision und ihrem Mann zu danken, kommt James Bond wie immer glücklich davon.

Do
Salma Hayek und Edward Norton
Don't
Calista Flockhart und Harrison Ford

Wer ist der Mann da neben Harrison Ford?

3:45 Uhr

Jennifer Garners Brüste präsentieren einen Oscar.

4:00 Uhr

Patriotischer Jubel im mittlerweile noch leereren Saal: Caroline Link gewinnt wie erwartet mit Nirgendwo in Afrika. Wir sind wieder wer! Es hüpfen ein paar mehr falsche Lächeln, Akzente und Brüste durch das Kodak Theatre, und dann gewinnt auch schon der ebenfalls Brüste tragende Michael Moore für Bowling for Columbine und nutzt die einmalige Gelegenheit, um seinen Präsidenten tüchtig auszuschimpfen. Salma Hayek klatscht, wobei ihre Büste bezaubernd wippt. Ich gehe einen Schokoriegel kaufen und kühle mich auf der Toilette mit eiskaltem Wasser ab. Weniger Udai, mehr Qusai, rufe ich meinem Spiegelbild zu.

4:30 Uhr

Colin Farrell. Meine Chauffeurin muß kurz auf die Toilette.

4:45 Uhr

Conrad W. Hall nimmt den mehr als verdienten Kameraoscar für seinen verstorbenen Vater Conrad L. Hall entgegen (der aufmerksame Leser erkennt hier den Nutzen eines middle initials), während Michael Moore in den Kofferraum seiner Limousine verschafft wird. So verpaßt er leider den emotionalen Höhepunkt des Abends in Gestalt des jungen Adrien Brody, der die bewegendste Rede der Zeremonie hält und die einmalige Gelegenheit nutzt, um Halle Berry tüchtig zu küssen. Salma Hayek klatscht wieder, aber ich bin ganz Qusai, auch, als Eminem völlig überraschend, aber sehr zu meiner Freude den Oscar für das Beste Lied abräumt. Academy Award winner Eminem!

Do
Renée Zellweger
Don't
Hilary Swank

Manchen Outfits fehlt einfach das gewisse Accessoire - ein Feenstab z.B.

5:10 Uhr

Peter O'Tooles Gesicht hat dieselbe Farbe wie Nicole Kidmans Hände. Ob sie auch vom Scotch genippt hat? Oder ist ihre wirre, einzig aus zusammenhangslosen, politisch korrekten Schlagworten bestehende Dankesrede nur eine Folge ihres viel zu engen, aber wenigstens raffinierten Kleides? Beim folgenden, einschläfernden Klassenfoto mit fast 60 vorwiegend bereits in Totenstarre befindlichen ehemaligen Oscargewinnern bleibt genügend Zeit, darüber nachzudenken.

5:50 Uhr

Pedro Almodóvar, der für Hable con ella ebenfalls verdient den Oscar für das Beste Originaldrehbuch gewinnt - gibt es dieses Jahr denn gar keine negativen Überraschungen? - ruft zum Frieden auf, sein Friseur ruft ihn auf, endlich mal wieder in seinem Salon vorbeizukommen, und ich rufe erschrocken "Quaalude!" Ich hatte geträumt, für Saddam Hussein Champagner vorgekostet zu haben, war dann aber von Udai erschlagen worden, weil ich einen zwei Nummern zu kleinen Anzug trug.

Do
Julianne Moore
Don't
Marcia Gay Harden

Grün ist die Farbe der Saison. Grün! 540 Nanometer!

5:55 Uhr

Roman Polanski wird Bester Regisseur. Noch ein paar solcher prophetischen Träume, und ich komme endlich mit Pre-Cog Agatha in die Wanne! Meine gute Laune steigert sich zum Schluß sogar noch durch Issurs und Michaels tatsächlich gelungene Scherze, die Chicago den sechsten, wichtigsten und letzten Oscar der Nacht bescheren, da können auch die immer noch bemitleidenswert verrenkt dasitzende Miri und der immer noch monoton brabbelnde Elmar nichts mehr dran ändern. Wir fahren nach Hause, und ich blinzele müde, aber glücklich in die eben aufgehende Morgensonne. Vielleicht träume ich bald ja wieder von den Husseins!

Epilog

Hier sind die Gewinner. Von allen 24 gemachten Prognosen habe ich schließlich 16 richtig und acht falsch getippt. Nächstes Mal schaue ich vorher noch mehr Al-Jazeera!

Bester Film: Chicago
Beste Regie: Roman Polanski für The Pianist
Bestes Originaldrehbuch: Pedro Almodóvar für Hable con ella
Bestes adaptiertes Drehbuch: Ronald Harwood für The Pianist
Bester Schauspieler in einer Hauptrolle: Adrien Brody in The Pianist
Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle: Nicole Kidman in The Hours
Bester Schauspieler in einer Nebenrolle: Chris Cooper in Adaptation.
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: Catherine Zeta-Jones in Chicago
Beste Kamera: Conrad L. Hall für Road to Perdition
Beste Ausstattung: John Myhre und Gordon Sim für Chicago
Beste Kostüme: Colleen Atwood für Chicago
Bestes Makeup: John Jackson und Beatrice De Alba für Frida
Bester Ton: Michael Minkler u. a. für Chicago
Bester Tonschnitt: Ethan Van der Ryn u. a. für The Lord of the Rings II
Beste visuelle Effekte: Jim Rygiel u. a. für The Lord of the Rings II
Bester Schnitt: Martin Walsh für Chicago
Beste Filmmusik (Score): Elliot Goldenthal für Frida
Beste Filmmusik (Lied): Eminem für "Lose Yourself" aus 8 Mile
Bester fremdsprachiger Film: Nirgendwo in Afrika
Bester Kurzfilm: Der er en yndig mand
Bester Animationsfilm: Sen to Chihiro no kamikakushi
Bester Animationskurzfilm: The Chubbchubbs!
Bester Dokumentarfilm: Bowling for Columbine
Bester Dokumentarkurzfilm: Twin Towers.

Nach oben