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Andi geht zu Oscar 2001

23. März, 18:00 Uhr

Ich: "Kommst Du mit ins Kino zur Oscarnacht?" - "Das liegt mir nicht so...", "25 Mark ist mir zu teuer...", "Mußt Du nicht auch für die Prüfung lernen?", "Meine Katze kalbt..." ...also Sonntag auf der Couch. Auch gut.

25. März, 18:00 Uhr

Die Prognose gibt der baden-württembergischen CDU 45,5 Prozent. Spüre Fluchtreflex.

20:00 Uhr

"Aber ich muß doch morgen um sechs aufstehen, mein Sohn. Kannst die Sendung aber gerne aufnehmen..."

Mitternacht

Ich: "Die Oscarnacht, bitte." - "Einmal?" - "Ja." - "Aber der Film hat schon angefangen." - "Ich weiß..."

Endlich im Kino. Eine "exklusive" Preview von Traffic. Der Film versteht es, mich zu packen, was jedoch daran liegt, daß ich in der zweiten Reihe von vorne sitze. Catherine Zeta-Jones als Gangsterbraut ist cool.

Kaltes Buffet mit Fleischbällchen, Croissants und Muffins. Will dargebotenes Langnese-Eis erst später nehmen, aber dann gibt es schon keins mehr.

26. März, 2:00 Uhr

"Hi, I'm from german television, my name is Steven" Gätjen und die attraktive Susann Atwell, die oft aufs Klo muß, aber sonst keine besonderen Fähigkeiten besitzt, beginnen ihre "Moderation". Irgendwas vom Douglas-Clan. Dylan Thomas hat das gleiche Kinngrübchen wie sein Großvater Issur.
"Everyone should speak english with a german accent." (Mike Myers)
"Yes." "No." "Maybe." "Sure." (Sir Anthony Hopkins)
"Heey, Michael D.!" (Danny DeVito begrüßt Michael Douglas. Zwischendurch schaut er sehr interessiert dorthin, wo eine sehr nervöse J.Lo mit einem sehr durchsichtigen Oberteil steht.)

Do
Catherine Zeta-Jones
Don't
Renée Zellweger

Welche dieser Frauen würdest Du lieber heiraten?

Angelina "Mackie Messer" Jolie sieht fast brav aus in ihrem makellos weißen Anzug, Renée Zellweger ist ein käsiger Kanari, und Catherine Zeta-Jones ist einfach umwerfend in ihrer perfekten Kombination aus dunklem Kleid, Glasdiamant, dunklen Augen und scarlettartig gestecktem Haar, Laura Linney kommt ganz in rot, und Winona Ryder hat ihr Kleid noch selbst bezahlt. Auch Steven strahlt. Endlich geben die zwei Topmoderatoren zwischen Radeberger und einem grinsenden Kevin Costner in Thirteen Days zu den amerikanischen Kollegen von ABC ab. Die interviewen Björk - die einen toten Schwan um die Hüften und Schultern geschlungen hat - und einen etwas redseligeren Hopkins.

Do
Winona Ryder
Don't
Björk

Auch ohne Filmrollen kann man so hip sein wie mit Rollen wirr.

Es geht los. Steve Martin ist froh, daß er nicht in Afghanistan lebt, sonst wäre die Statue hinter ihm längst weggesprengt worden. Haha. Marcia Gay Harden (wer?) bekommt den Nebenrollen-Oscar für Pollock (was?). Als der deutsche Preisträger Florian Gallenberger zur Bühne marschiert, geht der Ton im Kino aus und das Licht an. Sting singt: "A fine friend uhhhhuuuuhhuuu uhhhhhuuuuhhhhhuuuuu". Benicio del Toro kriegt auch einen Oscar und sieht viel jünger aus als im Film. Ein verdienter Oscar für Peter Pau. Randy Newman singt: "Fool in love ahhhhaaaahhaaa ahhhhhaaaahhhhhaaaaa". Grüße gehen an Brandon Lustig und Ridley Scotts große Vision. Auch mein persönlicher Favorit des Jahres, U-571, erhält einen der goldenen Prügel. Dann ist erstmal Werbung. Kevin Costner rettet die Welt in Thirteen Days.

John Shaft kommt und verteilt unnachahmlich cool den Dokumentaroscar an Big Momma's House. Danach, eine nette Überraschung, präsentiert die 15-jährige Goldie Hawn, die mit ihrem jungen Klon gekommen ist, die genialen Künstler Itzhak Perlman und Yo-Yo Ma. Noch zwei Statuetten für "Crouching Tiger, Hidden Dragon", was, wie Steve Martin findet, eher nach einer Freizeitbeschäftigung von Siegfried und Roy als nach einem Film klingt. Hehe. Grüße gehen an Branca Lustig und Ridley Scotts Vision.

Susann und Steven, der mittlerweile wieder im Unterföhringer Studio ist, rechnen vor, daß Gladiator und "Crouching Tiger, Hidden Dragon" jetzt beide bereits drei Oscars erhalten hätten.

John Travolta hat das gleiche Grübchen wie Kirk, Michael und Dylan Douglas. Was ist hier im Busch? Was macht Bob Dylan in Australien, was hat Arthur C. Clarke in Sri Lanka zu suchen, und warum ist mein Nebensitzer schon jetzt von Beck's besoffen und schreit "Bravo", wann immer Ang Lee im Bild erscheint? Fragen über Fragen. Vielleicht weiß Kevin Costner in Thirteen Days die Antwort. Ab jetzt im Kino.

Russell Crowe sieht arrogant aus, aber scheint überrascht. Tom Hanks schaut wie ein Volleyball. Julia Roberts ist super-happy und sendet Grüße an Steven Soderberghs große Vision. Der darf später sogar selbst ran. Danach kommt nur noch Branko Lustig, und dann sagen auch Steven und Susann tschüss, und ich wanke müde, aber glücklich nach Hause. 23 Oscars und einen Irving G. Thalberg Award für Kevin Costner und seinen mitreißenden Film Thirteen Days, das gibt es nicht alle Tage!

Epilog

Hier sind die Gewinner. Nächstes Mal werde ich eine Prognose stellen - hoffentlich ist Kevin dann auch wieder nominiert!

Bester Film: Gladiator
Beste Regie: Steven Soderbergh für Traffic
Bestes Originaldrehbuch: Cameron Crowe für Almost Famous
Bestes adaptiertes Drehbuch: Stephen Gaghan für Traffic
Bester Schauspieler in einer Hauptrolle: Russell Crowe in Gladiator
Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle: Julia Roberts in Erin Brockovich
Bester Schauspieler in einer Nebenrolle: Benicio Del Toro in Traffic
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle: Marcia Gay Harden in Pollock
Beste Kamera: Peter Pau für Wo hu cang long
Beste Ausstattung: Timmy Yip für Wo hu cang long
Beste Kostüme: Janty Yates für Gladiator
Bestes Makeup: Rick Baker und Gail Rowell-Ryan für How the Grinch Stole Christmas
Bester Ton: Scott Millan u. a. für Gladiator
Bester Tonschnitt: Jon Johnson für U-571
Beste visuelle Effekte: John Nelson u. a. für Gladiator
Bester Schnitt: Stephen Mirrione für Traffic
Beste Filmmusik (Score): Dun Tan für The Lord of the Rings I
Beste Filmmusik (Lied): Bob Dylan für "Things Have Changed" aus Wonder Boys
Bester fremdsprachiger Film: Wo hu cang long
Bester Kurzfilm: Quiero ser (I want to be...)
Bester Animationskurzfilm: Father and Daughter
Bester Dokumentarfilm: Into the Arms of Strangers: Stories of the Kindertransport
Bester Dokumentarkurzfilm: Big Mama.

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