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What Women Want

-- Und ewig lockt das Weib --

Szene aus What Women Want

Info über What Women Want (USA 2000)

Regie: Nancy Meyers

Darsteller: Mel Gibson, Helen Hunt, Marisa Tomei, Alan Alda, Ashley Johnson, Lauren Holly

Inhalt: Der Bilderbuchmacho Nick Marshall kann hören, was Frauen denken.

Kritik: Über Frauen und Männer ist von den größten Geistern seit Urzeiten schon weit mehr und weit Weiseres gesagt, geschrieben, gefilmt und musiziert worden, als ich oder, mit Verlaub, jeder meiner treuen Leser je zustandebringen würde; daher versuche ich mich ausnahmsweise mal nicht an Gemeinplätzen, sondern beschäftige mich sogleich mit Nancy Meyers Werk, dessen Titel seltsamerweise nicht mal ein Fragezeichen trägt, sondern ganz so daherkommt, als sei der Film die endgültige und allerletzte Antwort auf die Frage, die alle bewegt: was wollen Frauen eigentlich?

Lippenstift, Mascara, formende Strumpfhosen und Enthaarungswachs, das zumindest behauptet Helen Hunt, die ihre Führungsposition in einer Werbeagentur mit der Aufforderung an die Belegschaft antritt, sich Kampagnen für diese Produkte zu überlegen. Verächtlich spöttelt der Vorzeigechauvinist Mel Gibson über den Frauenkram, doch zuhause probiert er mutig Stützstrumpf und Badezusatz aus, gerade als seine Tochter mit ihrem neuen Freund hereinplatzt, sehr zur allseitigen Verlegenheit.
Das ist auch einer der wenigen wirklichkeitsnahen Momente in diesem Film, der ansonsten steril, glatt, geruch- und geräuschlos durch eine blaustichig-weichzeichnerische Phantasiewelt gleitet, wie es sie nur in den Köpfen der Hollywoodproduzenten gibt: Helen Hunt ist mit ihrem viel zu blondgefärbten Haar, ihrer viel zu braungebrannten Haut und ihrem weiterhin viel zu akzentuierten Spiel ironischerweise genau der richtige Gegenpart zu Mel Gibson, der in viel zu schicken Kleidern viel zu gut aussieht und sich viel zu elegant bewegt, als daß man ihn für echt halten könnte. Auch seine Exfrau Gigi (die wunderbare Lauren Holly) sieht mit ihrem unnötigerweise ebenfalls blondierten Haar und ihren ultraproperen Kleidern nicht wie ein Mensch aus, sondern wie Britney Spears. Wenigstens die sympathisch-schlupflidige Marisa Tomei und Ashley Johnson, die Gibsons Tochter spielt, haben sich einen Rest von (teilweise moppeliger) Natürlichkeit bewahrt, den die völlig übertriebene und selbstgesprächsverliebte Synchronisation jedoch gezielt torpediert.

Der Rest des Films kann nicht mit den Astralleibern der Hauptdarsteller mithalten: neben ollen Mann-verkleidet-sich-als-Frau-Scherzen und selten-charmanten Ol' Blue Eyes-Einlagen Mel Gibsons fällt What Women Want vor allem durch rührselig-tränenerstickt-romantische Dialogschwere auf: Gibson kittet die zerrüttete Beziehung zu Johnson, Gibson kittet die zerrüttete Beziehung zu Tomei, Gibson kittet die zerrüttete Beziehung zu Hunt... (am Ende natürlich wieder ohne seine Gabe, da die kurze Zeit, in der er sie hatte, ihn natürlich zu einem besseren Menschen gemacht hat, der der Gedankenleserei nun nicht mehr bedarf; ein nur allzu bekannter Kniff aus der altersschwächsten Filmklischee-Trickkiste, die verfügbar war). Die Vorhersehbarkeit erreicht ein solches Ausmaß, daß der Zuschauer sich wie Nostradamus vorkommt, das Product Placement eifert orwellschen Gehirnwäschen nach, und die Schlußminuten schließlich gehen zur Gänze in treibsandig tiefsinnig verschraubt-lähmendem Gerede unter, so daß das Aufstehen aus dem Kinosessel besonders schwer fällt.

Ob denn wenigstens die Witze gut sind, fragt sich Joe Sixpack nach dem Lesen dieser Zeilen: nein, sind sie nicht. Zwar gibt es ab und an einen gelungenen Lacher (Bette Midlers Kurzauftritt!), aber die meisten Scherze verlassen nie den ausgetretenen Pfad harmloser bis peinlicher Herren- und Frauenwitze, und so etabliert What Women Want sich endgültig als halbgar-unoriginelle Comedy-Mogelpackung, die ihrem Titel weder mit nachgestelltem Ausrufezeichen noch mit angefügtem Doppelpunkt gerecht wird.

**von 5 Sternen.

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