Kritik:
Über Frauen
und Männer ist von den größten Geistern seit
Urzeiten schon weit mehr und weit Weiseres gesagt,
geschrieben, gefilmt und musiziert worden, als ich oder, mit
Verlaub, jeder meiner treuen Leser je zustandebringen
würde; daher versuche ich mich ausnahmsweise mal nicht
an Gemeinplätzen, sondern beschäftige mich
sogleich mit Nancy Meyers Werk, dessen Titel seltsamerweise
nicht mal ein Fragezeichen trägt, sondern ganz so
daherkommt, als sei der Film die endgültige und
allerletzte Antwort auf die Frage, die alle bewegt: was
wollen Frauen eigentlich?
Lippenstift,
Mascara, formende Strumpfhosen und Enthaarungswachs, das
zumindest behauptet Helen Hunt, die ihre
Führungsposition in einer Werbeagentur mit der
Aufforderung an die Belegschaft antritt, sich Kampagnen
für diese Produkte zu überlegen. Verächtlich
spöttelt der Vorzeigechauvinist Mel Gibson über
den Frauenkram, doch zuhause probiert er mutig Stützstrumpf und Badezusatz aus, gerade als seine
Tochter mit ihrem neuen Freund hereinplatzt, sehr zur
allseitigen Verlegenheit.
Das ist auch einer der wenigen wirklichkeitsnahen Momente in
diesem Film, der ansonsten steril, glatt, geruch- und
geräuschlos durch eine blaustichig-weichzeichnerische
Phantasiewelt gleitet, wie es sie nur in den Köpfen der
Hollywoodproduzenten gibt: Helen Hunt ist mit ihrem viel zu
blondgefärbten Haar, ihrer viel zu braungebrannten Haut
und ihrem weiterhin viel zu akzentuierten Spiel
ironischerweise genau der richtige Gegenpart zu Mel Gibson,
der in viel zu schicken Kleidern viel zu gut aussieht und
sich viel zu elegant bewegt, als daß man ihn für
echt halten könnte. Auch seine Exfrau Gigi (die wunderbare Lauren
Holly) sieht mit ihrem unnötigerweise ebenfalls blondierten Haar und ihren
ultraproperen Kleidern nicht wie ein Mensch aus, sondern wie
Britney Spears. Wenigstens die sympathisch-schlupflidige
Marisa Tomei und Ashley Johnson, die Gibsons Tochter spielt,
haben sich einen Rest von (teilweise moppeliger)
Natürlichkeit bewahrt, den die völlig
übertriebene und selbstgesprächsverliebte
Synchronisation jedoch gezielt torpediert.
Der Rest
des Films kann nicht mit den Astralleibern der
Hauptdarsteller mithalten: neben ollen
Mann-verkleidet-sich-als-Frau-Scherzen und selten-charmanten
Ol' Blue Eyes-Einlagen Mel Gibsons fällt What Women
Want vor allem durch
rührselig-tränenerstickt-romantische Dialogschwere
auf: Gibson kittet die zerrüttete Beziehung zu Johnson, Gibson kittet die zerrüttete Beziehung zu Tomei, Gibson kittet die zerrüttete
Beziehung zu Hunt... (am Ende natürlich wieder ohne
seine Gabe, da die kurze Zeit, in der er sie hatte, ihn
natürlich zu einem besseren Menschen gemacht hat, der
der Gedankenleserei nun nicht mehr bedarf; ein nur allzu
bekannter Kniff aus der altersschwächsten
Filmklischee-Trickkiste, die verfügbar war). Die
Vorhersehbarkeit erreicht ein solches Ausmaß,
daß der Zuschauer sich wie Nostradamus vorkommt, das
Product Placement eifert orwellschen Gehirnwäschen
nach, und die Schlußminuten schließlich gehen
zur Gänze in treibsandig tiefsinnig verschraubt-lähmendem Gerede unter, so
daß das Aufstehen aus dem Kinosessel besonders schwer fällt.
Ob denn
wenigstens die Witze gut sind, fragt sich Joe Sixpack nach
dem Lesen dieser Zeilen: nein, sind sie nicht. Zwar gibt es
ab und an einen gelungenen Lacher (Bette Midlers
Kurzauftritt!), aber die meisten Scherze verlassen nie den
ausgetretenen Pfad harmloser bis peinlicher Herren- und
Frauenwitze, und so etabliert What Women Want sich
endgültig als halbgar-unoriginelle Comedy-Mogelpackung,
die ihrem Titel weder mit nachgestelltem Ausrufezeichen noch
mit angefügtem Doppelpunkt gerecht wird.
von 5 Sternen.
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