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American Virgin

-- Womit habe ich solch eine Strafe verdient? --

Szene aus American Virgin

Info über American Virgin (USA 2000)

Regie: Jean-Pierre Marois

Darsteller: Bob Hoskins, Robert Loggia, Mena Suvari, Vincent Schiavelli, Sally Kellerman, Alexandra Wentworth

Inhalt: Ein junges Mädchen will sich vor der laufenden Kamera eines Pornoproduzenten entjungfern lassen. Ihr Vater - auch Pornoproduzent - hat was dagegen.

Kritik: Jaa, es war wieder Zeit für eine Sneak. Aus unerfindlichen Gründen willig, irgendeinen Film zu sehen, egal welchen, schleifte ich einen Freund zu nächtlicher Zeit ausgerechnet in dasselbe Kino, dessen zynischer Betreiber aus dem Reich der Verdammten schon mit dem grausamen Office Killer seinen unterirdischen Geschmack bewiesen hatte. Und wieder hatte er zielsicher den Film ausgesucht, der im vergangenen Quartal garantiert am allerwenigsten eingespielt hat: American Virgin. Als "Live Virgin" ist dieser Film lange Zeit in der Schublade vermodert (wegen fehlender Qualität?), bis ein schlauer Marketingmensch mit vom Drogenmißbrauch rotgeränderten Augen erkannt hat, daß ja Mena Suvari mitspielt, seit ihren Erfolgen American Pie und American Beauty ein bekannter und zugkräftiger Star. Flugs also wurde der Film - aller guten Dinge sind drei - in American Virgin umbenannt und wieder auf den Markt geworfen, bis er in die Hände des untoten Sneakmeisters fiel, um mir sodann in seinem Höllenpfuhl vorgeführt zu werden.

Trotz der ortsbedingten Reminiszenzen an Office Killer gestaltet sich American Virgin wenigstens teilweise lustig. Die durchschnittliche bis unkonventionell gute Kamera, die passable Musik und die bekannten Hauptdarsteller machen den Film manchmal sogar zu einem genießbaren und zwerchfellerschütternden Erlebnis, etwa wenn dem wunderbar schmierig-ehrgeizigen Bob Hoskins ein impotentes Pimmelchen auf seine Stirn tätowiert wird, wenn der lustige Vincent Schiavelli den Sexanzug erprobt oder wenn der jähzornig-sensible Robert Loggia den farblos-schüchternen Ex-Freund von Mena Suvari bedroht. Diese sieht mit ihren großen Augen, dem kleinen Kopf, den dünnen Lippen und den winzigen Zähnchen immer noch fast skurril aus, und eine mittelmäßige Schauspielerin ist sie noch dazu.

Vielleicht gab ihr das schlechte Skript ja keine Gelegenheit zu besseren Leistungen. Das Buch schlachtet die Jagd nach Mena und die Rivalität zwischen den verfeindeten Pornoherstellern zu sehr aus und dehnt sie solange, bis jede Spannung herausgepreßt ist. Dazu paßt auch das säubernde und vorhersehbare Happy-End, das sich genauso prüde und hochgeschlossen wie der ganze Film präsentiert. Ein Film, der im Pornomilieu spielt, muß natürlich nicht selbst zum Porno mutieren, aber ein einziges Paar blanker Brüste in ganzen hundert Minuten ist doch mehr als unrealistisch. Auch die Anspielungen auf die moderne Talk-, Sex- und Sensationskultur gehen ob ihrer schlampigen Präsentation unter, und so wird American Virgin nur zu einer sinnentleerten Kanonade bizarren Humors, humorvoller Wutausbrüche und kesser Sprüche. Für das hinterste Videoregal reicht das vielleicht, aber bestimmt nicht für die große Leinwand.

*von 5 Sternen.

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