Kritik:
Untrennbar
verquickt sind, und wieder muß es heißen: ach!,
die Kunst und ihr Betrachter, da die eine ohne den anderen
nur philosophisch, nur abstrakt sein kann: wem gereicht die feinste
Skulptur, die zarteste Symphonie zur Freude, wenn niemand
sie sieht, keiner sie hört? So entsteht das Werk erst
wirklich im Geist des Bewirkten, und frei nach dem
unvergessenen Erich Ribbeck wird dort objektiv subjektiv
aufgenommen, was der Künstler subjektiv objektiv
schuf.
Langer Rede sabbernder Sinn: ist es einem Rezipienten noch
möglich, von einer nüchternen Warte aus zu
rezensieren, wenn einzelne Aspekte des Werkes,
sonnenverfinsternden Monden gleich, für ihn die anderen
Teile ins schattige Dunkel werfen? Kann ich also einen
Film wie Valentine auch dann fair bewerten, wenn eins
meiner erklärten Leinwandlieblinge wie Denise Richards
mitspielt? Diese Frage muß jedesmal neu beantwortet
werden; für das vorliegende Werk aber spielt sie keine
allzu große Rolle, da auch ein schwer Seh- und Hörgeschädigter erkennt, daß Valentine in jedem Fall
fades, aber durchaus eßbares Konservenfutter
bietet. Ganz "objektiv".
Denise
Richards also, mit frappanter physischer Ähnlichkeit
von der jungen Chelcie Burgart verkörpert, lehnt als
attraktiver Backfisch lachend-überheblich die linkische
Tanzaufforderung des klischeehaft-hasenzähnigen,
bebrillten Verlierers Jeremy ab. Es ist Prom Night,
jene in ungezählten Filmen gefeierte Apotheose des
Highschooljahres, fünfter Akt des Bocksgesangs, Schauplatz lebenslang nachwirkender Katastrophen und
unvergessener Liebesdramen. Es ist Prom Night, und
erst in den Armen des pummeligen Mauerblümchens Dorothy
findet Jeremy Balsam für seine von der Schmach
ständiger Ablehnung verletzte Seele. Aber auch sie
verstößt ihn, als eine Schar vermeintlich
"cooler" Jungs die beiden beobachtet, und mit der
selbstbelügenden Behauptung, er habe sie
belästigt, setzt sie Jeremy den Schlägen und den
Demütigungen der anderen Kinder aus. Das ist, Hollywood
ist immer auch ein 1-2-3-Psychologie-Bildband,
natürlich die Keimzelle einer gefährlichen
Psychose, und so wird aus dem erwachsenen Jeremy ein
eiskalter Mörder, womit Jamie Blanks - Regisseur des
halbwegs erfolgreichen Urban Legend mit der
bezaubernden Alicia Witt - endlich ein Thema für seinen
Film hat.
So sitzen
die ablehnenden Teenager von einst, nun zu veritablen
Schönheiten wie Denise Richards, Katherine Heigl und
Marley Shelton herangewachsen, in ihren großen,
modernen Wohnungen und wundern sich beim Abschaben der
Hornhaut unter ihren Füßen (einer geregelten
Tätigkeit scheint keine der Damen nachzugehen)
über die makabren, ihnen mit Mord drohenden Valentinstagskarten und -geschenke,
die sie erhalten haben. Die Größe der
Dekolletés steht natürlich wieder in reziprokem
Verhältnis zu den schauspielerischen Leistungen, und
Ton und Bild dienen nur lustlos den Belangen der Story, aber
immerhin halten sich Totalausfälle in Grenzen, so
daß man(n) mit etwas gutem Willen gelegentlich
durchaus Spaß an Valentine haben kann.
Natürlich darf man die dickbusigen, verschüchtert
"Ist da jemand?" ins Dunkle hineinrufenden Schlachtopfer
dabei ebensowenig krumm nehmen wie die
allgegenwärtigen, wurmzerfressenen Plotholes, die allzu
lächerlichen und durchsichtigen falschen Fährten
mit dem obligatorischen finalen Plottwist, die
langweilig-zusammengeklauten Tötungsarten, die
uninspirierten Vorstellungen von Fulvio Cecere und David
Boreanaz und die Melrose-Place-Dialoge mit dem Tiefgang von
Denise Richards' Implantaten (welche in einer hastig in die
Story gebastelten Bikiniszene vorgeführt
werden).
Für diese Schlampereien wird der Zuschauer, ein wenig Positives gibt es auch zu berichten, mit einer Handvoll netter Witzchen,
skurril-dümmlichen männlichen Nebencharakteren,
stimmigen Kulissen und einigen langen Blicken auf die
ebenmäßigen Gesichter (und die
daranhängenden Körper) der Hauptdarstellerinnen etwas entschädigt, was Valentine zwar immer noch nicht
über die Masse der mittelmäßigen
Teenie-Slasher heraushebt, aber dennoch davon abhält,
gurgelnd im Sumpf der grottigen Horror-Sequels und -Remakes
zu versinken. Eine holländische Tomate, ganz
substanzloses Äußeres, aber für Miracoli-Ketchup
reicht's trotzdem. Manchen schmeckt ja auch das.
1/2 von 5 Sternen.
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