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The Truman Show

-- 24/7-Big Brother --

Szene aus The Truman Show

Info über The Truman Show (USA 1998)

Regie: Peter Weir

Darsteller: Jim Carrey, Laura Linney, Natascha McElhone, Ed Harris, Noah Emmerich, Holland Taylor

Inhalt: Der kleine Angestellte Truman Burbank merkt, daß sein Leben eine Fernsehshow ist.

Kritik: Und wieder holt die Wirklichkeit die Fiktion ein: gerade, als ich diese Kritik schreibe, wird der Qualitätssender RTL 2 abgemahnt, zukünftig das penetrante Product Placement in seiner "Reality"-Serie "Big Brother" doch bitte zu unterlassen. Sie sind dabei etwa so subtil und lachhaft vorgegangen wie die Mitspieler in Trumans "Leben".

Ja, man spürt die Sozialkritik, die mahnenden Worte, den erigierten Zeigefinger des Drehbuchautors buchstäblich und etwas aufdringlich - ein bißchen mehr Subtilität wäre hier besser gewesen - am eigenen Leib, wenn man sich The Truman Show ansieht. Der gottgleiche und etwas aufdringlich "künstlerisch" benannte Christof als großer Bruder, die allgegenwärtige, böse Werbung, die Grenzen der Fernsehunterhaltung, der Ausbruch aus der bekannten Umgebung und letztlich aus der alten Welt (wie der Wanderer auf dem mittelalterlichen Kupferstich, der seinen Kopf staunend durch den Rand der Himmelskuppel steckt), alle diese Implikationen, Fragen und Anregungen will der Film aufwerfen.

Seltsamerweise benutzt Peter Weir dafür den kanadischen Grimassenreißer Jim Carrey. Dieser hält sich mit seiner Gesichtsakrobatik zurück und bemüht sich, den unschuldigen Truman feinfühlig zu verkörpern, was ihm zum großen Teil auch gut gelingt. Carrey ist nicht Laurence Olivier, aber einige berühmtere Kollegen spielt er allemal an die Wand. Passabel unterstützt wird er von seinen ebenfalls nicht erstklassigen, aber dennoch gut erträglichen Mitspielern, die in eher langweiligen Sets, aus ungewöhnlichen Perspektiven aufgenommen, der überraschungslosen Musik lauschen und Truman ihre Rollen vorgaukeln, bis er mit den ganzen erwähnten sozialethischen Implikationen hinter die Sache kommt und am Ende in einer schönen Szene das "Ende der Welt" erreicht.

Zu kippen droht das Ganze nur da, wo das sozialkritische Drama witzig sein will und von lauen Sprüchen bis zu platten Scherzen - von Carrey genüßlich zelebriert - alles auffährt, was keiner sehen will. Jim Carrey hat das einmalige Talent, ausnahmslos jeden Film durch seine lächerlichen und haarsträubenden Grimassen völlig zerstören zu können und braucht daher einen durchsetzungsstarken Regisseur, der ihm zeigt, wo es langgeht. Peter Weir muß beim Dreh von The Truman Show wohl manchmal sein Megaphon vergessen haben, denn oft pendelt der Film zwischen zwei Welten, kann sich weder für die eine noch die andere Richtung entscheiden, schadet sich so selbst und findet schließlich in der unglücklichen Verquickung beider Stränge ein unpassendes Ende, das mehr an eine seichte Komödie als an ein ernstzunehmendes Drama gemahnt. Das hat Andrew Niccol mit Gattaca besser gelöst, und wer in der Videothek die Wahl hat, sollte lieber zu jenem Film greifen. Uma Thurman spielt da nämlich auch mit.

***1/2 von 5 Sternen.

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