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Thelma & Louise

-- Und das soll's gewesen sein? --

Szene aus Thelma & Louise

Info über Thelma & Louise (USA 1991)

Regie: Ridley Scott

Darsteller: Susan Sarandon, Geena Davis, Harvey Keitel, Brad Pitt, Michael Madsen, Christopher McDonald

Inhalt: Zwei Emanzen müssen vor der Polizei fliehen, da sie einen Mann getötet haben.

Kritik: Beim nachträglichen Ansehen sogenannter "Kultfilme" werde ich immer wieder überrascht. Entweder hat der Film seinen Status aufgrund einer originellen Story und toller Schauspieler tatsächlich verdient, oder er ist so schlecht, daß es mir schleierhaft ist, wie ein so abgedroschener Film so berühmt werden konnte. Thelma & Louise gehört leider zur zweiten Kategorie.

Ridley Scotts großer Ruhm gründet sich im Wesentlichen auf zwei fulminante Filme, die ein ganzes Genre inspirierten und revolutionierten: Alien und Blade Runner. Leider aber ist der gute Ridley auf der Erde bei weitem nicht so stilsicher wie im Weltall und legt nur reaktionären Mist wie White Squall, hölzerne Schinken wie Gladiator oder eben das unverständlicherweise überall bejubelte Thelma & Louise hin.

Die guten Dinge an diesem Film sind schnell aufgezählt: die schönen Naturaufnahmen und Geena Davis. Auf der Negativseite stehen die unpassende und zusammengeklaute Country-Musik, die langweiligen und gedehnten Autoaufnahmen, die Pappendeckel-Dialoge und die nicht überzeugenden Schauspieler. Am allerschlimmsten aber ist die absurde Story, die den Film von vornherein buchstäblich in den Abgrund fährt: in einer unglaublich unerträglich klischeehaften, schwarzweißen Welt voller Männer, die ausnahmslos entweder schwanzgesteuerte Vergewaltiger, betrügerische Diebe, schmierige Schleimer oder tyrannische Pantoffelmachos sind, brechen die rothaarigen Freundinnen Thelma (die miserable Synchronisation, die unter anderem Brad Pitt mit einer Babystimme abspeist, bricht sich am "th" regelmäßig alle Zähne aus - von "Selma" über "Sselma" bis zu "Telma" und "Zelma" ist alles zu hören) und Louise zu einem Wochenendausflug auf. Nachdem Louise in Erinnerung an frühere negative Erlebnisse - Freunde der "einleuchtenden" Third-Hand-Psychologie aufgepaßt - einen brutalen Vergewaltiger erschossen hat, müssen die beiden fliehen und Raubüberfälle begehen, daß die Feministinnen nur so jauchzen. Zwischendurch darf Brad Pitt als Kleingangster noch für Aufregung sorgen, die ansonsten gezielt durch Gruseldialoge der Marke "Tote Eiche" - hölzern, hohl und verrottet - unterdrückt wird. Einzig Harvey Keitels angebliches Verständnis für die so von den bösen Männern gebeutelte Louise - "Wieviel Gewalt muß dieser Frau noch angetan werden, schnüff?" - sorgt für gelegentliche zynische Lacher in der hoffnungslos überlangen Wir-hauen-ab-und-fahren-dabei-durch-mindestens-35-Bundesstaaten-Story, die ohne Verluste um mindestens zwei Drittel hätte gekürzt werden können - wer will immer nochmal sehen, wie die zwei Grazien mit Pistolen fuchteln oder sexistische Trucker überholen? Wenn die Schauspieler wenigstens gut wären: aber Susan Sarandons Leistung läßt sich getrost mit "aufgerissene Augen" zusammenfassen, Harvey Keitel ist notorisch unterfordert, und Brad Pitt ist nur dekoratives Beiwerk. Einzig Geena Davis verströmt so etwas wie Spielfreude, was Thelma & Louise aber auch nicht mehr hilft.

Denn wenn es nur bei diesen Fehlern geblieben wäre, könnte man Thelma & Louise getrost als sterbenslangweiliges Möchtegern-Roadmovie abtun. Aber Ridley Scotts Machwerk will ja unbedingt auch ein feministisches Befreiungswerk sein und zeigt daher in einer die Intelligenz von Männern wie Frauen gleichermaßen unerhört beleidigenden Weise, daß sich Frauen von ihren ohne Ausnahme bösartigen und triebgesteuerten Unterdrückern nur mit viel Alkohol und dicken Kanonen wirklich befreien können. Daß auch noch soviele Feministinnen, Suffragetten und Pseudo-Amazonen auf Ridleys "Schwanz ab!"-Zug aufgesprungen sind, dieselben Personen, die in anderen Filmen zurecht jedes noch so kleine weibliche Klischee anprangern, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Weltsicht dieser Menschen und läßt Thelma & Louise als das dastehen, was es ist: ein erzlangweiliges, nach außen progressiv-frisches, im Herzen propagandistisch-reaktionäres Zeitgeistanbiederungsmachwerk eines Regisseurs, dessen gute Tage schon lange vorbei sind.

*1/2 von 5 Sternen.

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