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Showgirls

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Szene aus Showgirls

Info über Showgirls (USA 1995)

Regie: Paul Verhoeven

Darsteller: Elizabeth Berkley, Kyle MacLachlan, Gina Gershon, Glenn Plummer, Robert Davi, Alan Rachins

Inhalt: Die junge Nomi Malone sucht ihr Glück als Strip-Tänzerin in Las Vegas.

Kritik: Normalerweise tun Hollywood-Regisseure alles, um das tödliche NC-17-Rating zu vermeiden. Im amerikanischen Altersfreigabesystem, das im Gegensatz zu den deutschen FSK-Freigaben strengstens kontrolliert wird, ist dies die restriktivste Wertung für kommerzielle Kinofilme. Da Filme mit NC-17 zudem gemäß dem Gedankengang "Uh, NC-17! Der muß ja schlimm sein - gehen wir lieber in Deep Impact!" sehr abschreckend wirken, ist ein finanzieller Flop vorprogrammiert. Daher verstümmeln auch die sonst rebellischsten Filmemacher ihre Werke bereitwillig bis zur Unkenntlichkeit, wenn sie dafür nur ein R-Rating erhalten. Nicht so Paul Verhoeven. Daß er die Zensoren zur Weißglut trieb, hat er wohl erwartet. Aber daß dann auch noch sowohl das spärliche Publikum als auch die vielen Kritiker Showgirls in der Luft zerrissen haben, hat Verhoevens Film nicht verdient.

Denn trotz der überwältigend schlechten Presse ist Showgirls nicht einmal halb so mies wie erwartet. Nicht einmal die Nacktszenen - ständig entblößte Brüste, einige full frontal nudity-Aufnahmen und mehrere wenig bis sehr erotische Striptänze - sind das erwartete Sodom und Gomorrha, aber das war bei den immer noch puritanischen Amerikanern ja nicht anders zu erwarten.
Bei nüchterner Betrachtung erweist sich Verhoevens Werk als durchaus liebevoll gestaltet: die Kamera des genialen Jost Vacano fängt den Zauber der Glitzer- und Neonmetropole Las Vegas umwerfend ein, die Musik ist ansprechend, und die Schauspieler sind zwar nicht besonders brillant, aber trotz der lauen Synchronisation beileibe nicht schlecht. Vor allem Gina Gershon als verschlagener Star der Show ist mit ihren vulgär verzogenen Lippen, ihrem spöttischen Grinsen und ihrer atemberaubenden Figur immer schön anzusehen. Auch Elizabeth Berkley, die die Rolle bekam, die eine Menge berühmterer Kolleginnen aus Klugheit oder Glück ausgeschlagen hatten, ist nicht die befürchtete schauspielerische Katastrophe. Sie agiert zwar kraftvoll-aggressiv, aber dafür seltsam oberflächlich und ungenau. Es ist fraglich, ob Verhoeven nicht genau so eine Darstellung gewünscht hat, um sie, wie später im wunderbaren Starship Troopers, als satirisches Mittel einzusetzen. In den (Lesben-)Szenen mit Gershon (der Hundefutter-Dialog!) wächst Berkley jedenfalls über sich selbst hinaus, und äußerst aufregende Kurven und ein gewisses Tanztalent hat sie auch.

Beides braucht sie auch, um in den überwältigend choreographierten, wundervoll getimten, schön fotografierten und nie langweiligen Stripshows zu bestehen, die erotisch knisternd von Table- und Lapdances bis zu großen Hotelrevuen das ganze Spektrum des erotischen Tanzes realistisch und sexy wiedergeben. Allein wegen dieser Szenen lohnt es sich, Showgirls anzusehen. Ansonsten kann man sich noch an den durchweg schlechten und bösen Menschen in diesem Film erfreuen, die solange die arme Nomi auf die eine oder andere Art übers Ohr hauen, bis sie selbst beginnt, gemeine Intrigen abzuziehen. Hier gibt es keinen männlichen Macho-Helden, der die moralisch alles andere als einwandfreie Hauptdarstellerin aus dem Sumpf zieht - sie schafft es am Ende selbst und verliebt sich zwischendurch sogar noch in einen Schwarzen, was für die Amerikaner vielleicht ein weiterer Grund war, Showgirls (nach einem manchmal etwas platt-nachlässig-unglaubwürdigen Drehbuch des obsessiven Joe Eszterhas, manche nannten es sogar "Eszterhas' Masturbationsphantasie") zu hassen. So offenbart Paul Verhoevens auf den ersten Blick oberflächlicher und aussagenloser Film über das Stripgeschäft und seine verdorbenen Macher auf den zweiten Blick ein verblüffend zynisches Bild eines verkommenen Vegas, in dem man seine moralischen Prinzipien über Bord werfen muß, um nach oben zu kommen. Daß sowas in Zeiten plüschiger Meg-Ryan-Phantasien keiner sehen will, ist dem Provokateur Verhoeven natürlich immer klar gewesen - umso höher ist seine Entscheidung zu bewerten, den Dreh trotz des voraussehbaren Flops allein der Botschaft wegen durchzuziehen.

***1/2 von 5 Sternen.

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