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Shaft

-- Auge um Auge! --

Szene aus Shaft

Info über Shaft (USA 2000)

Regie: John Singleton

Darsteller: Samuel L. Jackson, Christian Bale, Jeffrey Wright, Vanessa L. Williams, Toni Collette, Busta Rhymes

Inhalt: Der New Yorker Detektiv John Shaft versucht, einen Rassisten festzunageln.

Kritik: Der Psychologie und ihren populärwissenschaftlichen Thesen ist es anzulasten, daß ich nicht mehr unbefangen an manche Bilder herangehen kann, sondern Dinge in sie hineininterpretiere, die möglicherweise, getreu Sigmund Freuds angeblichem Leitsatz, daß eine Zigarre manchmal eben nur eine Zigarre sei, gar nicht da sind. Was soll ich zum Beispiel von jener Marlboro-Werbung halten, in der ein alter, weiser Cowboy mit Mühe und Können rechtzeitig zur Ankunft des Marlboro-Mannes, sein kernig-männliches Gesicht kennen wir alle, einen neuen Sattel verfertigt, dessen Knauf der Marlboro-Mann sogleich mit seiner Rechten fest umfaßt, worauf beide zufrieden lächeln? Da werden Erinnerungen an bestimmte Szenen in Batman & Robin wach...

Und was hat das überraschende Ende in John Singletons Shaft zu bedeuten? Vertraut der Regisseur der Justiz nicht mehr, will er Lynchmorde wieder modisch machen, oder ist seinem Drehbuchautor nur nichts anderes als platt-reaktionäre Selbstjustiz-Hetze eingefallen? Vieles spricht für Letzteres, da Shaft schon vorher durch beeindruckende Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit negativ auffällt: natürlich wird der Held vom Dienst suspendiert, bevor er den Fall lösen kann, natürlich treffen die Bösewichte auch mit Maschinengewehren aus einem halben Meter Entfernung nichts, wohingegen John Shaft mit einem Schuß aus seiner Pistole fünf Feinde auf einmal niederstreckt (ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen...), und natürlich haben die ausländischen Kriminellen ganz fürchterliche Akzente, deren deutsch synchronisierte Nachbildung mir diesmal glücklicherweise erspart blieb. Auch in der Originalfassung entkam ich dagegen nicht der - bis auf Isaac Hayes' wunderbaren Titelsong - eher langweiligen Musik, der schlapp inszenierten Action, den zu bunt-unwirklichen Szenarien und der nur durchschnittlichen Kamera- und Schnittechnik, deren wenige gute Momente die sind, in denen John Shaft in seinem blitzsauberen Armani-Mantel über die Straßen New Yorks schreitet.

Überhaupt ist ein großer Teil des Films auf den Hauptdarsteller Samuel L. Jackson zugeschnitten, der seinen Job von der schönen Retro-Eröffnungsszene an glücklicherweise sehr gut macht und als ultracooler, smarter und zupackender Cop in fast jeder Szene so begeistert, daß man selbst so lässig wie Shafts Kollegen nach ihm rufen möchte: "Yo Shaft, great job!" Auch die anderen Darsteller, darunter der Original-Shaft Richard Roundtree als John Shafts Onkel John Shaft, zeigen überdurchschnittliche Leistungen, wobei vor allem Christian "Bateman" Bale als reicher weißer Rassist in einer nur leicht abgemilderten Fortsetzung seiner Rolle aus American Psycho und die wunderbare Toni Collette als verängstigte Kronzeugin zu gefallen wissen, während der Rapper Busta Rhymes und andere Schauspieler für einige nette Scherze sorgen. Diese sind auch nötig, um die recht komplexe und mit einigen unnötig gewalttätigen Szenen durchsetzte, aber im Kern doch nur mehr oder weniger diskriminierende Zerrbilder (die bösen und korrupten Weißen, die diebischen Latinos, die Homeboy-Schwarzen...) und billige Storykniffe (der sterbende Bruder...) reproduzierende Story aufzulockern, an deren Ende die bereits erwähnte, fragwürdige Zahn-um-Zahn-Aussage steht, welche John Singletons Shaft die Pluspunkte kostet, die der Film durch seine guten und cool präsentierten Akteure und Dialoge sammeln konnte. Schade um das letztlich vergebene Potential.

**1/2 von 5 Sternen.

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