Moviebazaar Moviebazaar

Otomo

-- Ein Stuttgart-Film! --

Szene aus Otomo

Info über Otomo (D 1999)

Regie: Frieder Schlaich

Darsteller: Isaach de Bankolé, Eva Mattes, Hanno Friedrich, Barnaby Metschurat, Lara Kugler, Siegrid Burkholder

Inhalt: Im Sommer 1989 ersticht der Afrikaner Fredéric Otomo auf der Gaisburger Brücke zwei Cops.

Kritik: Wenn Du nicht aus Stuttgart kommst, dann kannst Du diese Kritik überspringen, weil Du vielleicht nicht verstehen wirst, worum es geht. Für alle Hauptstädtler aber: Schlaich hat den Film aus 1989 in die Jetztzeit verlegt (zu bemerken an den Ansagen in der U-Bahn, den Straßenplakaten, den Automarken...) und aus dem Sommer einen typischen Stuttgarter Spätherbst gemacht (kalt, naß, ungemütlich...). Ich überlegte, was geschehen wäre, wenn die Tat heute geschehen wäre und nicht der mutige und unerreichte Manfred Rommel, sondern der Mann ohne Eigenschaften - Wolfgang Schuster - die Trauerrede für die beiden Polizisten gehalten hätte... lieber nicht; die Rodney-King-Aufstände waren schon schlimm genug! Aber wahrscheinlich wäre Otomo sowieso schon vor der Brücke von einer der zahllosen Polizeistreifen gefangen worden, die heuer die Straßen unseres einst so schönen Stuttgart so farbenfroh füllen.

Auch sonst bekommt man nach diesem Film keinen großartigen Eindruck von "Deutschlands größtem Dorf": kalte, nasse Industriebauten, fühllose Menschen (der sadistische Fahrkartenkontrolleur ist ein leuchtendes, weil nur zu wahres Beispiel), häßliche Gaskessel (Schlaich hat auf dem Wasen und rund um Cannstatt gedreht - mit so illustren Drehorten wie der Müllverbrennungsanlage oder dem Krematorium-Bunker-Ding am Großmarkt), zynische Arbeitsamt-Beamte und verbitterte, dennoch aber menschliche Cops. Mit der suggestiven Musik von Freundeskreis (im Gegensatz zum Rathaus haben manche Leute bemerkt, daß es auch international bekannte Musiker aus Stuttgart gibt), den tristen Bildern der Kamera und den großartigen schauspielerischen Leistungen, besonders von Isaach de Bankolé, ergibt sich ein rundes Bild, das nur durch die Szenen der völligen Fiktion mit dem Frankenstein-Zitat und Eva Mattes, die ziemlich gekünstelt wirken, etwas beschädigt wird; seine stärksten Momente hat Otomo in den Augenblicken größter Authentizität, die alles in allem kein rosiges Licht auf Stuttgart werfen. Aber wir wissen doch alle, daß wir in einer wunderbaren Stadt leben... oder?

***von 5 Sternen.

Nach oben