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Der Schuh des Manitu

-- Wer will, holt sich noch ein Eis... --

Szene aus Der Schuh des Manitu

Info über Der Schuh des Manitu (D 2001)

Regie: Michael Herbig

Darsteller: Michael Herbig, Christian Tramitz, Sky Dumont, Marie Bäumer, Hilmi Sözer, Rick Kavanian

Inhalt: Der Apachenhäuptling Abahachi und sein Blutsbruder Ranger müssen ein Komplott des bösen Santa Maria aufdecken, um ihr Leben zu retten.

Kritik: Regie zu führen und die Hauptrolle zu übernehmen ist eine Aufgabe, an der schon Männer von wenn nicht herkulischen, so doch dionysischen Ausmaßen (William Shatner) bitter gescheitert sind. Dabei ein totgeglaubtes Genre zu reaktivieren, eine weitere Rolle zu übernehmen, einen Semi-Weltstar und eine schöne Frau gekonnt zu dirigieren und nebenbei noch den erfolgreichsten deutschen Film der letzten Jahre zu drehen, das klingt nach einer Sisyphos-Prüfung, mindestens aber nach einem direkten Weg ins Heart of Darkness.

Seltsam nur, daß Michael "Bully" Herbig, Regisseur, Hauptdarsteller, Coautor und treibende Kraft hinter Der Schuh des Manitu, weder 50 Kilo abgenommen hat noch an Wahnvorstellungen oder Zwangshandlungen zu leiden scheint. War der Dreh vielleicht gar keine unmenschliche Strapaze, sondern eine freudige Kostümparade an authentischen Schauplätzen, ist Herbig vielleicht gar kein frustrierter Fließbandkomödiant, sondern ein sympathischer Filmfreund mit sichtlichem Spaß an der Sache, und ist der Erfolg von Der Schuh des Manitu vielleicht darauf zurückzuführen, daß man diesen Spaß an der Sache noch auf dem Gesicht des kleinsten Nebendarstellers sehen kann, wenn die Indianer, nachdem sie den Klappstuhl ausgegraben haben, auf den Kriegspfad gehen zum Beispiel, oder wenn der grausame Bandit Hombre erklärt, warum sie nie ein Mädchen in die Bande aufgenommen hätten? Fragen über Fragen, aber vielleicht findet sich eine Lösung, wenn wir vom Einzelnen zum Ganzen so geschickt schleichen wie Abahachis Zwillingsbruder Winnetouch.

Sky Dumont. Kaum ist der Vorspann verblasst, schon bleibt der Zuschauer an diesem wunderlich luftig-gelackten Namen hängen, der so unwahrscheinlich ist wie die ganze Person Santa Maria, die Dumont hier auf unnachahmlich komische Weise gibt. Silbern gewellt das Haar, hochaufgeschossen die elegante Gestalt in Schwarz, perlend süß die Stimme, zwischen Kälte und Schmelz sub- und resublimierend der Blick, und fertig ist der erinnerungswürdig-humorigste Filmbösewicht seit langem, der, seine Cowboy spielende Räuberbande wie einen Pfadfindertrupp führend, für zahllose köstliche Momente sorgt, etwa wenn er Abahachis letzten Wunsch erfüllt, seine Männer zur Hygiene anhält oder frisch wie selbiger seiner MoLa-geplagten Bande einen guten Morgen wünscht. Hilmi Sözer als lebender Aschenbecher steht ihm dabei ebenso tatkräftig zur Seite wie die anderen Komparsen, deren schauspielerischer Traum, einen Western in (fabelhaft ausgesuchten und wunderbar präsentierten) "Original"landschaften zu drehen, sich aufs Schönste in Saloons, Felsenhöhlen und der weiten Prärie erfüllt. Einzig der immer wieder auftauchende Zug ist allzusehr als CGI zu erkennen, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut ("Apollo 13!").

Ja, der Spaß. Wie gut es nach Jahren der pseudofrivolen, in Wahrheit verklemmt-unreifen Spermafontänen, Analintrusionen und Phallusphantasien tut, oberhalb des Gürteläquators gelegene, clevere bis leicht bescheuerte Wortwitze zu hören, urkomische, gut getimte und musikalisch spannend inszenierte Slapstick- und Revueeinlagen zu sehen und das rührend altbackene, aber keinesfalls altmodische Humorverständnis Bullys und seiner Crew zwerchfellig zu spüren, kann wohl nur ganz ermessen, wer Jerry O'Connell in einem Film über "rimming" und das Huhn oder wahlweise Renée Zellweger in Me, Myself & Irene erleiden mußte. Natürlich ist mancher Scherz arg angestaubt oder kindlich, aber die herrlich klischeehaft an alte Westernklassiker erinnernden Bilder und der blendend aufgelegte Apachen- und Cowboycast ("Indianer!" - "Servus!"), dessen Protagonisten Herbig und Tramitz sich ergänzen wie Waldorf & Statler, machen das genauso vergessen wie den zwar stimmigen, aber konventionelle Schatzkartenfilmpfade nicht verlassenden Plot sowie die kuriose Leistung Marie Bäumers, deren Overacting mitunter etwas forciert wirkt - Komödien scheinen nicht ganz ihr Fach zu sein, aber als Halbblut Uschi sorgt sie dennoch für einige Schmunzelmomente ("Jetzt schreibt jeder auf, was ihm am Anderen nicht gefällt!"). So stellt sich Der Schuh des Manitu als familienfreundlich-liebenswerter und stimmungsvoll inszenierter Westernspaß dar, dessen leichte Schwächen ihm jedoch den Weg in den Komödienolymp versperren. Aber vielleicht führt Apollo 14 einen ja dahin - falls man nicht über Gleise muß.

***1/2 von 5 Sternen.

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