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Mädchen, Mädchen

-- Der Komödientod ist ein Meister aus Deutschland --

Szene aus Mädchen, Mädchen

Info über Mädchen, Mädchen (D 2001)

Regie: Dennis Gansel

Darsteller: Diana Amft, Karoline Herfurth, Felicitas Woll, Andreas Christ, Max Riemelt, Max Richter

Inhalt: Drei Hühner gackern und scharren, legen aber kein Ei.

Kritik: Dem frommen Freund der Musen scheint es manchmal, als habe Alanis Morissette in ihrem unergründlichen Wirken und ihrem undurchdringlichen Witz die Deutschen auf immer verflucht, auf daß nicht nur in der Politik, sondern auch in den schönen Künsten ewiglich nur Tod und Verderben aus dem Land zwischen Etsch und Belt käme - man denke nur an Dieter Bohlens, Til Schweigers oder Stefan Mross' entsetzliches Schaffen!

Zu diesen Kreativzombies im fortgeschrittenen Verwesungszustand gesellt sich nun der Regisseur Dennis Gansel mit seinem Film gewordenen Abstrich Mädchen, Mädchen. Der Grausamkeiten gegen den Zuschauer sind es in dieser Alternative zum elektrischen Stuhl so viele, daß statt einer klaren Linie des Stumpfsinns nur Splitter besonders furchtbarer Eindrücke zurückbleiben wie Kakteendornen im Fuß: drei Mädchen, die in orthopädisch zum Heulen beklagenswerter Fehlhaltung radeln, um ihre ersten Orgasmen zu erleben; ein Mädchen, das sich aus dem Fenster ihres fahrenden Käfers heraus erbricht, aber die Toneffektabteilung - ein sterbender Brüllaffe, ein Kuckuck und eine Katze, die auf einer Schiefertafel entlangkratzt - schafft es nur, ein Geräusch zu erzeugen, das ungefähr so klingt wie eine Toilettenbrille, die auf Dieter Bohlens Gehirn klatscht; ein Junge, der mit sechzehn bereits eine ausgewachsene Raucherstimme hat und auch sonst aussieht wie das Opfer aller Hänseleien im Waisenhaus; akut peinliche Voice-Overs; ein "Sänger", der so oft einen Ton trifft wie Carsten Jancker ein Tor; und schließlich Pickel, Pickel und noch mehr eitrige Pickel, Sprossen und Pusteln.

Zum Beispiel im zusammengestauchten Gesicht Karoline Herfurths, das an einen der kleinen, dicklichen und asthmatischen Hunde erinnert, die alte Damen mit blauen Haaren gerne in winzige Pullover stecken und in ihren feisten Armen durch die Weltgeschichte tragen. Wie ein beleidigter Mops, dem sein Hundekuchen verwehrt wurde, hechelt die kleine Schauspielerin als eine der drei Protagonistinnen durch ihren Teil der nicht ihre Tinte werten Story, der ihr eine delirierend konfuse, eichenhölzerne und lähmend klischeehafte Liebesgeschichte mit dem papierplatten Andreas Christ als "Sänger" Nick zugesteht, die darin gipfelt, daß dieser in einer Disco die Bühne (?) entert, eine zufällig herumliegende Gitarre (??) ergreift und ihr mit einem "Lied" (???) seine "Liebe" gesteht. Vermutlich soll diese Szene einfühlsam und romantisch wirken; da aber nur wenige Minuten zuvor noch die picklige Nervensäge "Schädel" (Max Richter) versucht hat, seinen durch unfreiwillige Viagra-Einnahme erigierten Penis durch einen Handstand auf der Männertoilette erschlaffen zu lassen, da der Kameramann Axel Sand auch hier wie schon den ganzen Film über nicht begriffen hat, daß zum Drehen auch eine wenigstens rudimentäre Beleuchtung gehört und man wenigstens ab und zu die Köpfe der Darsteller ins Bild nehmen sollte, da der Filmschnitt von der arbeitssuchenden Lorena Bobbitt übernommen wurde, und da die direkt aus einem italienischen Softporno der Siebziger übernommene Musik auch diesmal wieder völlig unpassend und viel zu laut aufspielt, geht auch diese Szene wie alle anderen voll in Dennis Gansels Hose.

Apropos "feuchte Hose": unter anderem mit diesem Spitznamen stellt sich Diana Amft, zuviel Haar, Überbiß und Kuhblick, zuwenig Talent, Ausstrahlung und Charisma, als bescheuert benannte "Inken" ihren debilen, wahlweise obszöne T-Shirts oder Tätowierungen tragenden Liebhabern vor, die vergeblich versuchen, ihr Orgasmen zu bereiten, was in dieser neunzig Minuten langen verkappt frauenfeindlichen Stammtischzote jeder Frau das Höchste ist. Zwischendurch schiebt Inken gerne Kondome auf Gurken oder beginnt eine Affäre mit dem Sattel ihres Rennrades - was Wunder, daß hinter solch epochalen Szenen der Filmgeschichte jeder Dialog zurückstehen muß und daher auch nur von einem sprechgestörten dreijährigen Drehbuchpraktikanten verfaßt wurde.

Gäbe es nicht Felicitas Woll als dritte der jungen Erinnyen, hätte Mädchen, Mädchen gute Chancen gehabt, selbst John Travoltas scientounlogisches Lieblingsprojekt Battlefield Earth: A Saga of the Year 3000 mühelos zu untertreffen: als spritzige Victoria darf sie zwar auch nicht mehr als mit ihrem Käfer Zeitungsständer zu Klump fahren, sich in einen Lesben-Webchat begeben und auf den allgegenwärtigen Kondomen herumkauen, tut das aber trotz ihres zwar langbeinig-wohlgeformten, aber etwas irritierend hamsterbackigen, eulenäugigen und hasenzähnigen Aussehens noch halbwegs sympathisch und mit sowas wie einer ganz leisen Ahnung von Talent. Dennis Gansels misogynäkologisches Lieblingsprojekt rettet das aber natürlich nicht, und so bleibt man, nachdem die letzte unansehnliche "Wohlfühlmatratze" endlich von der Leinwand getrampelt ist, gänzlich zerschlagen und innerlich zutiefst schmutzig zurück, ganz so, als hätte man freiwillig ein "Konzert" Dieter Bohlens und seiner Braut (Thomas Anders) besucht, so wie viele, viel zu viele Deutsche, fast so viele, wie auch Mädchen, Mädchen in sein ekelerregendes Panoptikum mißlungener Späße und kruder Unszenen locken konnte. Heines Nachtgedanken, Tag für Tag, immer noch, auf ewig wahr. Erlöse uns, Alanis!

0 von 5 Sternen.

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