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A Knight's Tale

-- MTV-Mittelalter --

Szene aus A Knight's Tale

Info über A Knight's Tale (USA 2001)

Regie: Brian Helgeland

Darsteller: Heath Ledger, Rufus Sewell, Shannyn Sossamon, Mark Addy, Paul Bettany, Alan Tudyk

Inhalt: Der Knappe William Thatcher gibt sich als Ritter aus, um durch Turniersiege reich zu werden.

Kritik: Rothaarige! Prometheus' letzte Kinder! Abgesandte der Hölle, Buhlen des Satans und Geschöpfe des Feuers - früher oft genug zu selbigem zurückgekehrt, heute als leidenschaftliche Gildas oder schaumzarte Ariels verkannt. Der Autor, selbst blond, aber linkshändiger Paria in einer Welt heimtückischer Dosenöffner, böser Scheren und kleckernder Füller, vermag aufgrund des Fehlens geeignet klischeehafter Filmlinkshändler leider nicht nachzufühlen, was es für einen Rothaarigen heißt, Gleichfarbige auf der großen Leinwand so agieren zu sehen, als gälte es, den wehenden Schopf allein kraft energisch-aggressiver Taten anzuzünden, kann aber knisternd-elektrischen Zorn erahnen. Möge Alanis Morissette am Jüngsten Tag auch hier den (silbergrauen) Regisseuren und Produzenten vergeben!

Überhaupt scheint Brian Helgeland, Autor und Regisseur von A Knight's Tale, himmlischen Beistand in manchen seiner Filmszenen bitter nötig gehabt zu haben, die im irdischen Zustand so fürchterlich peinlich sind, daß man nur furchtsam zum Herrn seiner Wahl beten kann, von dieser Qual erlöst zu werden: markig-hölzerne Pubertätssprüche, nulldimensionale Kinderwitze, Charakterzeichnungen mit der lyrischen Zartheit eines Pferdeapfels und tränenpressende Dialoge jagen einander in einem so wirren Ringelpiez, daß dem Zuschauer zuerst schwindlig, dann schläfrig und schließlich schlecht zumute wird. Dazu kommen eine Schwarzweißmystik, die zwischen dem blonden Seraphim und dem dunklen Luzifer nur noch den rot-cholerischen Luftgeist duldet, Soundeffekte, die bloße Faustschläge klingen lassen, als schleuderten Titanen ganze Galaxien aufeinander, Musik, die entweder anachronistisch stört oder so tönt, als würde die Erschaffung des Universums bebildert, und ein bisweilen schwer erträgliches Bedürfnis, trotz der mittelalterlichen Szenerie so modern zu sein, als gälte es, die MTV-Ästhetik für alle Zeiten als einzig gültige in Stein zu meißeln. Ihr Publikum werden der nervig cherubinisch-goldlockige, aber schauspielerisch reichlich beschränkte Känguruh-Shootingstar Heath Ledger und Helgeland dennoch finden, und sei es, weil es dem Team um den Kameramann Richard Greatrex tatsächlich gelingt, den Joust so spannend wirken zu lassen, als fände er nicht in den dark ages, sondern bei den American Gladiators statt.

Der komplette A Knight's Tale allerdings präsentiert sich ebenso einsilbig und künstlich aufgeblasen wie Laser oder Nitro: die Charaktere (Heath Ledger als porentief guter Verwirklicher seines "amerikanischen" Traums, Mark Addy, vor allem aus The Full Monty bekannt, als gutmütiger Dicker, der Martin-Semmelrogge-Doppelgänger Alan Tudyk als aufbrausender Rotschopf und comic relief und Paul Bettany als - Achtung, kulturelle Anspielung - exaltiert-spielsüchtiger Geoffrey Chaucer) werden trotz der überlangen Laufzeit von mehr als zwei Stunden so holprig-hastig eingeführt, als müsse man mit allen Mitteln Zeit für hochwichtige Szenen schaffen. Verwunderung und Enttäuschung wandeln sich jedoch spätestens nach dem zwölften Joust-Kampf zu unkontrollierter Raserei, wenn man merkt, daß alles, was A Knight's Tale wichtig ist, Eisen, Lärm und Gebrüll sind. Dem splitternden Auftreffen mächtiger Lanzen (ein schelmischer Freudianer, wer hier an die Neonszene aus Spaceballs denkt) auf immerhin originalgetreu-akkurate Rüstungen wird alles untergeordnet, was zumindest ein klein wenig Spannung verspricht: Rufus Sewells glasäugiges Bösewicht-Potential wird ebenso PG-13-bedingt verschenkt wie die Schönheit der Hawaiianerin Shannyn Sossamon, die zwar nicht besonders gut schauspielern kann, der aber selbst die Unfarbe Gelb und die skurrilsten Frisuren und Ornamente erstaunlich gut stehen; wie man weiterhin eine Trainings- und Ausbildungsmontage nicht langweilig, sondern humorvoll und spannend inszenieren kann, hat erst vor kurzem Michael Herbig mit Der Schuh des Manitu gezeigt, wie man es fertigbringt, eine in Rückblenden gezeigte Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen nicht nebelkitschig und Oliver-Twist-tränenerstickt, sondern glaubwürdig und anrührend zu illustrieren, ist mindestens seit Citizen Kane, spätestens aber seit John Boormans The General ebenfalls bestens bekannt, und wie man ein mittelalterliches Fest nicht blutleer und steril, sondern rauschend und atmosphärisch auf die Bühne bringen kann, ist in Excalibur (auch von John Boorman) so meisterlich zu sehen, daß heutige Filmemacher im besten Wissen und Gewissen, daß Kopie eine besondere Form der Anerkennung ist, bedenkenlos und freudig abkupfern könnten.

Umso unverständlicher ist daher, daß Brian Helgeland, statt sich um seinen Film zu kümmern, wie ein von seinem neuen Spielzeug faszinierter Schuljunge wieder und wieder immer heroischere und unglaubwürdigere Jousts zeigt, die am Ende, wenn Heldenmut und Ehrgefühl kurz vor dem natürlich teletubbiefröhlichen Schluß gurgelnd in mannhohem Ich-bin-ein-echter-Ritter-Pathos versinken, nur noch lächerlich und aufgesetzt wirken. Außer einer visuellen Idee nichts gewesen - das "Baywatch" der Ritterfilme. Ohne Pammie.

**von 5 Sternen.

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