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Killing Me Softly

-- Dicke Titten, dünne Story --

Szene aus Killing Me Softly

Info über Killing Me Softly (USA 2002)

Regie: Kaige Chen

Darsteller: Heather Graham, Joseph Fiennes, Natascha McElhone, Ulrich Thomsen, Ian Hart, Jason Hughes

Inhalt: Heather Graham zieht sich aus. Und nochmal. Und nochmal.

Kritik: Man kann und sollte sich ja auch der lieben Gesundheit wegen nicht dem Ruf seiner Biologie widersetzen, und so geht es freudig, Frenulum voraus, ins Kino, wenn es die mit wunderschön großen, vollen und runden Augen immer wieder unnachahmlich betörende Heather Graham zu bewundern gibt, in der Hoffnung, etwas wie From Hell oder gar wie Boogie Nights zu sehen. Doch wie nur allzu oft in der heutigen Filmzeit wird auch in Killing Me Softly das hauchzart sprießende Pflänzchen Hoffnung alsbald brutal zerdrückt und hängt fortan ganz und gar erschlafft in den Seilen respektive dem Kinosessel. Doch Mamilla für Mamilla.

Heather Graham also spielt ausgerechnet eine "Webdesignerin", doch man ist sogleich geneigt, ihr auch diesen unsäglichen "Beruf" zu verzeihen, so lieblich und glaubwürdig geschäftig, später erregt, erzürnt oder erschrocken, schwebt sie auf High-Heels und makellosen Beinen durchs hektische London. An einer Ampel lernt sie zufällig Ralph Fiennes' kleinen Bruder Joseph kennen, der hier durchaus gelungen einen naturverbundenen Bergsteiger spielt, der vor lauter Potenz kaum laufen kann. Es kommt, wie's kommen muß, und nur wenige Stunden später reißen sich die beiden die Designer- und Holzfällerkleider hastig vom Leib, um sich auf dem staubigen Parkett zu kugeln, und wo die Männer sich Grahams wohlgestalten Körpers erfreuen, himmeln die Frauen Fiennes' gestählten Bizeps an. Über kurz verläßt die Alice in Bonerland Graham ihren sehr englischen, fußballiebenden Freund Jake (Jason Hughes), zieht mit Fiennes zusammen und heiratet ihn, wobei das junge Paar noch am Hochzeitstag naturistische Nacktfotos schießt und sich an allerlei Asphyxiespielchen ergötzt.

Auch für den Zuschauer könnte also die Sonne scheinen, wären da nicht die eher mittelmäßigen "production values", Kaige Chens gelangweilte Regie und allem voran Natascha McElhone als lesbisch angehauchte Schwester Fiennes', die die dumpfe Ahnung, daß noch etwas vor allem für das Publikum Schlimmes passieren muß, bevor der Film vorbei ist, nach und nach zur todsicheren Gewißheit werden lassen. Und wahrlich verbergen sich in der Vergangenheit des Frauenverprüglers Fiennes fürchterliche Geheimnisse, denen Graham natürlich in ihrer unbezähmbaren Neugier nachgehen muß, bis es schließlich zum gefährlichen Eklat, zur überraschenden Auflösung und zum blutigen Showdown kommt. Leider versäumen Chen und seine Drehbuchautorin Kara Lindstrom, diese Höhepunkte auch nur halbwegs spannend oder verständlich zu inszenieren. So zaubert Fiennes nicht nur unter seinem Tisch zufällig genau die Fesseln hervor, die er gerade braucht, sondern findet später auch noch ebenso zufällig genau das Steigeisen, das ihm hilft, den entschwundenen Plot wieder einzuholen, während Graham den gesamten Film über Schlüssel, Fotos und Adressen aufliest, wie immer sie lustig ist, aller zweiwertigen Logik und jedem Wittgenstein zum Trotz. Am Ende, Jahre nach der Katastrophe, gewährt Killing Me Softly dem leidgeprüften Zuschauer noch einen letzten Blick auf die genesene und erneut sehr sexy aussehende Graham, die wieder von Metropole zu Metropole reist, als wäre nichts gewesen, keine klaffenden Storylöcher, kein Pseudosuspense, keine Idiotenklischees und keine 100 bis auf wenige Ausnahmemomente gähnend langweilige Minuten. Glückliche Graham! Zorniger Zuschauer!

*1/2 von 5 Sternen.

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