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The World Is Not Enough

-- Sean, komm zurück! --

Szene aus The World Is Not Enough

Info über The World Is Not Enough (GB 1999)

Regie: Michael Apted

Darsteller: Pierce Brosnan, Sophie Marceau, Denise Richards, Robert Carlyle, Robbie Coltrane, Judi Dench

Inhalt: Waffen, Frauen und Bösewichte wollen 007 ans Leder. Wie immer halt.

Kritik: Es ist aufgequollen, weiß-gelblich mit roten, krankhaften Rändern, sieht unappetitlich und häßlich aus, und wenn man es anfaßt, platzt es, gibt eine eitrige Flüssigkeit von sich und bleibt als leere Hülle zurück. Was könnte das sein? Genau: eine Eiterpustel - oder Pierce Brosnan. Aber auch den neuen Bond-Film kann man fast dazu rechnen, denn wenn man ihn seziert, wird einem auch übel, und nachher ist man ganz vollgeeitert.

Im Einzelnen: die Anfangsanimation und Shirley Mansons Gesang mögen ja noch ganz nett sein und erinnern an die goldenen Sechziger-Sean-Connery-Goldfinger-Jahre; aber schon vorher ist man leider mit dem Hauptmanko des Films konfrontiert worden: Brosnan. Er ist unsympathisch, hat keine Ausstrahlung, keine Mimik und kein Talent und ist himmelweit entfernt von dem savoir-vivre der früheren Bonds - die Frauen werden nur mehr gelangweilt und wie in einer lästigen Pflichtübung flachgelegt (Sophie Marceau! Denise Richards! Wenn Du... naja, egal), den Martini bestellt er lustlos, rauchen tut er kaum noch, und ins Spielkasino geht er auch nur noch, um herumzustressen. Was ist nur mit dem nonchalanten Macho-Charme des weltbekanntesten Geheimagenten geschehen? Fairerweise muß man sagen, daß nicht alles Brosnans Schuld ist - das unspannende, verquaste, schlechte und sich selbst viel zu ernst nehmende Drehbuch tut mit der gravitätischen Musik ein Übriges. In den Bond-Filmen ging es doch nie um reale Gefahren und wirkliche Schurken! Da wirken dann auch die routiniert inszenierten Verfolgungsjagden und Actionszenen nur noch wie x-beliebige ähnliche Szenen aus anderen Reißern.

Und was ist mit den Bösewichtern geschehen? Wo sind Goldfinger, Blofeld und Largo? Wo ist ihr Spaß am Weltzerstören, ihr genüßliches Kräftemessen mit Bond geblieben? Renard wirkt so verbissen, als wäre er wirklich rachsüchtig - wo ist der Spaß am Bösesein? Und wo sind Beißer, Oddjob und all die anderen muskulösen Thugs? Nicht ein einziger im ganzen Film! Und das soll ein Bond sein?

Die 007-Filme haben immer auch von prima Schauspielern gelebt - Gert Fröbe, Kim Basinger, Christopher Walken... und diesmal? Zwar bemüht sich Carlyle redlich, aber mit einem so schlechten Kollegen wie Brosnan kommt halt nichts Gescheites dabei raus, zumal er einen der unsympathischsten und sinistersten Fieslinge aller Bond-Zeiten geben muß. Und Sophie Marceau ist so langweilig und unsympathisch und wirkt so aufgesetzt, daß man nur noch wegschauen kann - selbst bei den Bettuch-vor-dem-Körper-Nacktszenen. Aber zum Glück gibt es ja noch den Hauptgrund, weswegen ich nicht schon vor dem Ende aus dem Kino gegangen bin: Denise Richards. Von Tag zu Tag wächst meine Begeisterung für sie (ein Schelm, wer Schlüpfriges dabei denkt); mit blendendem Aussehen (eine genauere Beschreibung hierzu in meiner Kritik zu Drop Dead Gorgeous) und einer tollen, lebensechten weißes-Shirt-im-Wasser-Darstellung rettet sie große Teile des Films und macht ihn ab und an doch sehenswert. Die anderen Darsteller wie Robbie Coltrane, der verstorbene Desmond Llewelyn als Q, Judi Dench als M oder John Cleese als Azubi R helfen auch, noch ein paar Teile des Streifens wenigstens halbwegs erträglich zu machen, so daß das Desaster sich auf der Schauspielerseite gar nicht mal so schlimm ausnimmt.

Aber summa summarum bleibt doch nur ein schal-bitterer Nachgeschmack und der Eindruck, daß man das alles schon mal besser, spannender, lustiger und mit sympathischeren Darstellern gesehen hat - nämlich in jener "Deep Space Nine"-Folge, in der Doktor Bashir in der Holosuite einen 007-Verschnitt gibt.

*1/2 von 5 Sternen - das ist der Denise-Richards-Bonus.

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