Kritik:
Es ist
aufgequollen, weiß-gelblich mit roten, krankhaften
Rändern, sieht unappetitlich und häßlich
aus, und wenn man es anfaßt, platzt es, gibt eine
eitrige Flüssigkeit von sich und bleibt als leere
Hülle zurück. Was könnte das sein? Genau: eine
Eiterpustel - oder Pierce Brosnan. Aber auch den neuen
Bond-Film kann man fast dazu rechnen, denn wenn man ihn
seziert, wird einem auch übel, und nachher ist man ganz
vollgeeitert.
Im
Einzelnen: die Anfangsanimation und Shirley Mansons Gesang
mögen ja noch ganz nett sein und erinnern an die
goldenen Sechziger-Sean-Connery-Goldfinger-Jahre; aber schon
vorher ist man leider mit dem Hauptmanko des Films
konfrontiert worden: Brosnan. Er ist unsympathisch, hat
keine Ausstrahlung, keine Mimik und kein Talent und ist
himmelweit entfernt von dem savoir-vivre der
früheren Bonds - die Frauen werden nur mehr gelangweilt
und wie in einer lästigen Pflichtübung flachgelegt
(Sophie Marceau! Denise Richards! Wenn Du... naja, egal),
den Martini bestellt er lustlos, rauchen tut er kaum noch,
und ins Spielkasino geht er auch nur noch, um
herumzustressen. Was ist nur mit dem nonchalanten
Macho-Charme des weltbekanntesten Geheimagenten geschehen?
Fairerweise muß man sagen, daß nicht alles
Brosnans Schuld ist - das unspannende, verquaste, schlechte
und sich selbst viel zu ernst nehmende Drehbuch tut mit der
gravitätischen Musik ein Übriges. In den
Bond-Filmen ging es doch nie um reale Gefahren und wirkliche
Schurken! Da wirken dann auch die routiniert inszenierten
Verfolgungsjagden und Actionszenen nur noch wie x-beliebige
ähnliche Szenen aus anderen Reißern.
Und was ist
mit den Bösewichtern geschehen? Wo sind Goldfinger,
Blofeld und Largo? Wo ist ihr Spaß am
Weltzerstören, ihr genüßliches
Kräftemessen mit Bond geblieben? Renard wirkt so
verbissen, als wäre er wirklich rachsüchtig
- wo ist der Spaß am Bösesein? Und wo sind
Beißer, Oddjob und all die anderen muskulösen
Thugs? Nicht ein einziger im ganzen Film! Und das soll ein
Bond sein?
Die
007-Filme haben immer auch von prima Schauspielern gelebt
- Gert Fröbe, Kim Basinger, Christopher Walken... und
diesmal? Zwar bemüht sich Carlyle redlich, aber mit
einem so schlechten Kollegen wie Brosnan kommt halt nichts
Gescheites dabei raus, zumal er einen der unsympathischsten
und sinistersten Fieslinge aller Bond-Zeiten geben
muß. Und Sophie Marceau ist so langweilig und
unsympathisch und wirkt so aufgesetzt, daß man nur
noch wegschauen kann - selbst bei den
Bettuch-vor-dem-Körper-Nacktszenen. Aber zum Glück
gibt es ja noch den Hauptgrund, weswegen ich nicht schon vor
dem Ende aus dem Kino gegangen bin: Denise Richards. Von Tag
zu Tag wächst meine Begeisterung für sie (ein
Schelm, wer Schlüpfriges dabei denkt); mit blendendem
Aussehen (eine genauere Beschreibung hierzu in meiner Kritik
zu Drop Dead Gorgeous) und einer tollen,
lebensechten weißes-Shirt-im-Wasser-Darstellung rettet
sie große Teile des Films und macht ihn ab und an doch
sehenswert. Die anderen Darsteller wie Robbie Coltrane, der
verstorbene Desmond Llewelyn als Q, Judi Dench als M oder
John Cleese als Azubi R helfen auch, noch ein paar Teile des
Streifens wenigstens halbwegs erträglich zu machen, so
daß das Desaster sich auf der Schauspielerseite gar
nicht mal so schlimm ausnimmt.
Aber summa
summarum bleibt doch nur ein schal-bitterer Nachgeschmack
und der Eindruck, daß man das alles schon mal besser,
spannender, lustiger und mit sympathischeren Darstellern
gesehen hat - nämlich in jener "Deep Space
Nine"-Folge, in der Doktor Bashir in der Holosuite einen
007-Verschnitt gibt.
1/2 von
5 Sternen - das ist
der Denise-Richards-Bonus.
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