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Tomorrow Never Dies

-- Es ist doch möglich, einen guten Film mit Pierce Brosnan zu drehen --

Szene aus Tomorrow Never Dies

Info über Tomorrow Never Dies (GB 1997)

Regie: Roger Spottiswoode

Darsteller: Pierce Brosnan, Michelle Yeoh, Jonathan Pryce, Teri Hatcher, Götz Otto, Judi Dench

Inhalt: Bond muß einen verrückten Bösewicht ausschalten und dabei durch einige Betten steigen.

Kritik: Nach dem schrecklichen, sich selbst ernstnehmenden, in philosophisch-kitschigen Sonnenuntergangsdialogen versinkenden Zeitgeistmüll GoldenEye war ich nur mit den allerniedrigsten Erwartungen in Tomorrow Never Dies gegangen. Aber siehe da, das ist ja ein guter Film! Roger Spottiswoode hat sich von allem pseudo-moralischen Ballast befreit, der sich in den letzten fünfzehn Jahren in den immer schlechter werdenden Bond-Filmen angesammelt hatte, und hat es geschafft, ein explosives Kabinettstückchen in der besten Tradition der frühen Bonds auf die Beine zu stellen. Daß Michael Apted mit dem nächsten Film wieder in die andere Richtung und damit voll an die Wand gefahren ist, steht in einer anderen Kritik.

Aber Tomorrow Never Dies hat noch alles, was der Bond-Fan verlangt: kühle Drinks, teure Anzüge, dicke Autos und große Uhren, in einer beispiellos plumpen Product-Placement-Aktion ständig medienwirksam ins Bild geschoben. All diese Accessoires und die wie immer köstlich zelebrierten, originellen Gimmicks aus Qs Bastelstube braucht der Welt liebster Superagent auch, denn ein herrlich verrückter Bösewicht, von Jonathan Pryce ironisch und humorvoll gespielt, will die Weltherrschaft erringen und bedient sich dazu eines muskulösen Superthugs, von Götz Otto genau richtig schwarzeneggerhaft steif porträtiert. Auf dem wie immer geradlinigen Briefing-bei-Q-Nachforschung-Aufbruch-zur-geheimen-Station-des-Bösewichts-Weg muß Pierce Brosnan, der einmal in seinem Leben sympathisch, glaubhaft und witzig spielt, durch das Bett von Teri Hatcher, die zwar sehr schön aussieht, aber wenig leistet. Exotische und schön gefilmte Orte wie Hamburg oder das Südchinesische Meer besucht der Super-Staatsdiener natürlich auch, begleitet von manchmal etwas zu forciert lockeren Sprüchen und einem eher durchschnittlichen Actionscore.

Ja, die Action: ob Autojagd in Hamburg oder Motorradjagd in Vietnam - immer sind die Stunts und Sprünge dynamithaltig, schön choreographiert, originell und vor allem spannend. Daß manches Naturgesetz dabei unter den Tisch fällt oder daß die Bösewichte auch mit einer Schiffskanone nichts treffen würden oder daß Schlägereien keine Spuren hinterlassen, sind wir ja schon immer gewohnt.
Ungewohnt ist allerdings die prima gespielte Rolle von Michelle Yeoh, einer (nicht gebürtigen) Hongkong-Schönheit, die mit später ironisierten Kung-Fu-Szenen zeigt, daß sie ihre Stunts selbst macht. Sie konkurriert nicht nur mit dem britischen Top-Agenten, sondern widersetzt sich sogar - unglaublich - bis zum Schluß seinem Charme. Gleichberechtigt und streitend fliehen die beiden in der furiosen Motorradszene, und es wird klar, daß Bond schon längst einen solch starken, ihn selbst konterkarierenden Gegenpart gebraucht hätte. Denn so hat Roger Spottiswoode nicht nur Zeit für eine kleine Liebesgeschichte, sondern auch für einige gehässige "Wie lächerlich"-Bemerkungen des Bösewichts, die den Film daran hindern, in den letzten Szenen in naheliegende Klischees abzurutschen.

Trotz dieser erfrischend prickelnden Neuerungen aber ist am Ende natürlich wieder alles beim Alten: Bond und seine Gespielin lassen sich von ihren Rettern suchen, und der Bösewicht verliert und vervollkommnet so die Satire auf die moderne Mediengesellschaft, die der selbstironische und hintergründige Tomorrow Never Dies nämlich auch noch ist. Überraschend!

****von 5 Sternen.

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