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The Jackal

-- Ich will auch so eine Kanone --

Szene aus The Jackal

Info über The Jackal (USA 1997)

Regie: Michael Caton-Jones

Darsteller: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier, Diane Venora, Mathilda May, Jack Black

Inhalt: Ein raffinierter Auftragsmörder muß gestoppt werden. Richard Gere zur Hilfe!

Kritik: Wenn Filme Menschen wären, dann wäre Armageddon der zurückgebliebene und häßliche Neffe, der bei Familientreffen immer versteckt werden müßte, Speed der zu laute, nach der Grundschule abgegangene, GTI fahrende Prolo, und The Jackal tagsüber der nette, gebildete und gutaussehende Dr. Jekyll und nachts der abstoßende und bösartige Mr. Hyde.

Wie kaum ein anderer Film ist The Jackal in zwei von Grund auf unterschiedliche Teile gespalten: auf der einen Seite toll und atmosphärisch gefilmte, realistische Szenerien und Kamerafahrten, in denen Bruce Willis zu passender, spannender Musik mit seinen eher begrenzten mimischen Fähigkeiten die Idealbesetzung des emotions- und identitätslosen Schakals darstellt. Bruceys hakennasiges Profil gefällt in jeder neuen Verkleidung, und der Zuschauer jauchzt vor diebischer Freude, wenn der Bösewicht immer neue Verbrechen immer unterkühlter begeht. Die Zigarettenpackungs-Szene oder die schnörkel- und wortlose Erschießung des schwulen Regierungsbeamten bringen eindrucksvoll die Brutalität und Professionalität des Killers rüber. Etwas seltsam ist nur, daß der Schakal im Buch explizit (und im ersten Film implizit) sowohl bei Männern als auch bei Frauen Unterschlupf findet, diese neue Verfilmung Bruce jedoch nur beim Küssen mit Männern zeigt (und wann gibt es sowas schon in Hollywoodfilmen?). So wird der falsche Eindruck erweckt, der Mörder sei nur Männern zugeneigt, während er sich in Wahrheit völlig fühllos den momentan opportunen Partner zum Verstecken in dessen Wohnung aussucht.
Aber die Kenntnis dieses Umstandes stört zum Glück nur wenig, während man dem Schakal (sogar der Name ist cool) begeistert bei seinen liebevollen und akribischen Vorbereitungen zusieht und hofft, daß er nicht geschnappt wird.

Leider jedoch gibt es da noch die andere Hälfte des Films, in der ein komplett lustloser, schlaffer, nicht überzeugender, vom Scheitel bis zur Zehe klischeehafter "IRA-Terrorist" Richard Gere zusammen mit einem passablen Sidney Poitier und einer "Ich Rrrusse! Viel Klischee!"-Agentin in seltsamerweise sterbenslangweilig gefilmten, vertonten und gespielten Szenen auf völlig haarsträubend unglaubwürdige Weise dem Killer auf die Spur kommen darf. Wie schon das Buch und die Originalverfilmung leidet auch der neue Schakal daran, daß der Mörder eigentlich viel zu perfekt arbeitet, um geschnappt werden zu können, was aber für ein Happy-End unabdingbar ist. Wo sich die Vorgänger jedoch noch bemühten, plausible Möglichkeiten der Spurenfindung zu liefern, findet Gere hier die Pläne der Kanone, die der Mörder zufälligerweise vergessen hat, sieht voraus, daß der Schakal an einer Bootsregatta teilnehmen wird und weicht schließlich sogar den Kugeln des Bösewichtes fast so geschickt wie Keanu Reeves in The Matrix aus, alles begleitet von Dialogen und Mienenspielen plattester Art. Wir erfahren, daß die Russin wegen ihrer Narben unglücklich ist, denn bekanntlich - wir sind in Hollywood - finden nur schöne Frauen einen Mann, wir hören etwas von Geres Verflossener und wünschen dann nur noch, der Film möge endlich enden.

Das tut er dann auch, als die beiden Handlungsstränge endlich zusammengeführt werden und in den unlogischsten, unglaubwürdigsten, physikalisch unglaubhaftesten und erbärmlich unspannendsten Szenen seit langem immer neue Tiefpunkte finden. Natürlich gewinnen die Guten, und am Ende kommt Gere sogar frei, nachdem er auf die Frage "Wer war der Schakal?" noch die welterklärenden Worte "Egal. Er war böse, und er ist tot." absondern durfte. Vor soviel Weisheit muß jeder Bösewicht ja ehrfürchtig kapitulieren.

**von 5 Sternen.

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