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Honolulu

-- Wechselhaft --

Szene aus Honolulu

Info über Honolulu (D 2000)

Regie: Uschi Ferstl, Florian Gallenberger, Saskia Jell, Vanessa Jopp, Matthias Lehmann, Beryl Schennen, Sandra Schmidt

Darsteller: Isabella Parkinson, Julia Hummer, Eva Haßmann, Alexandra Maria Lara, Anna Thalbach, Daniel Brühl

Inhalt: Episodische Erlebnisse entlang einer Nachtbuslinie.

Kritik: Einmal soll es, einmal muß es, Sommerhormone und Chauvikassen beiseite, gefragt werden: was ist nur los mit der deutschen Frau im Allgemeinen und mit der deutschen Schauspielerin im Besonderen? Wo sind sie, die Jahrhundertschönheiten, die Grazien, die Göttinnen, deren bloße Erwähnung ein verzücktes Lächeln auf die Gesichter der Wissenden zaubert? Außer Spesen und einer, die so hieß wie ein Einbruchswerkzeug, nichts gewesen? Ein kurzer Gang durch die Fußgängerzone, ein schnelles Zappen durch die Flieges und Käfers dieser Welt, ein geschwindes Blättern durch die Magazine läßt den Blick und die Hoffnungen sinken: Haare dort, wo keine hingehören, Haare dort nicht, wo welche hingehören, dromedargleiche Laufstile und Buckel und statt (Neues aus Kalau) Schmelz in den Augen Schmalz in den Ohren. Und das sind nur die Männer.

Den Frauen, den Schauspielerinnen zumal, scheint es nicht schöner zu gehen, wenn eine wie Ihr-wißt-schon, deren geistiges Sein ihren körperlichen Schein an Trompetenhaftigkeit (laut und hohl) noch bei weitem übertrifft, zur "Schönsten" unter ihnen gewählt wird. Bei Lichte betrachtet weisen denn auch die vermeintlich wirklich bezaubernden Elfen unserer Leinwände allerlei seltsame Macken auf: schlupflidig-merkelig frisiert die Frau Doktor, mit wulstigen Lippen und Simpsons-Augen gesegnet die, deren Feinde sie "Matschkopf" nennen, und mit linealscharfen Gesichtskonturen ausgestattet "Romy II".

Und Julia Hummer? Ein Name, so sperrig-lächerlich wie Donald Ducks Schnabel, eine Stimme, so piepsig-skurril wie Minnie Maus' aufgeregtes Organ, ein Gesicht wie eine Mischung aus Humpty Dumptys und Bugs Bunnys markantesten Merkmalen und ein all das vereinender breitbeckenig-tapsiger Watschelgang, als gälte es, ein Osterei auf Pinguinflossen zu balancieren. Und diese Julia Hummer und Christiane Paul, Heike Makatsch und Marie Bäumer sind schön, Filmstars gar?
Voller Ernst: ja. Präsenz und Natürlichkeit, Esprit und Charme lassen Kurioses flugs vergessen, machen es zu einem liebenswerten Kennzeichen, einem besonderen Kniff, und ehe man sich versieht, schaut man nicht länger zufrieden, sondern begeistert, fast verzückt zu. Look closer...

Denkbar günstige Voraussetzungen also, um den von lauter hippen Nachwuchsregisseuren mit noch viel hipperen Jungdarstellerinnen gedrehten Honolulu gelingen zu lassen, in dem eine Raverin einen Fisch plättet, zwei Männer sich die Nacht an der Bushaltestelle mit Frauengeschichten vertreiben, ein Mädchen die Erinnerung an ihren Ex-Freund im Freibad ertränkt, zwei Freundinnen mit Milchshake albern, ein Metzger einer höheren Tochter zeigt, wie es klingt, wenn die Sonne auf der Erde auftrifft, und eine Frau und ein Mann mit dem Krankenwagen nach Verona und zwei Damen mit dem Bus nach Honolulu fahren. Das ist manchmal albern, zwischendurch etwas klischeehaft soapig und erdschwer beziehungspalaverig-unlustig, mit nicht immer ganz treffsicheren Dialogen garniert und bisweilen nachlässig gespielt, schlapp gefilmt und uninspiriert vertont, aber ab und zu auch freudig beschwingt, hintergründig ironisch und charmant dargestellt, wobei besonders die bisher vor allem als Ottos Braut in Erscheinung getretene Eva Haßmann durch ihre energetisch-frische Spielweise und Alexandra Maria Lara und Julia Hummer durch ihre gelungen-emotionalen Auftritte in Erinnerung bleiben. Natürlich spielen (wie immer... hüstel) Nacktszenen keine Rolle bei der Leistungsbeurteilung, da Chiara Schoras' und Anna Thalbachs Leistungen sich auch ohne/mit full frontal nudity nicht über Vorabendniveau erheben würden. Einiges an Licht und Schatten bietet Honolulu so, und die große künstlerische Fahrt durch die Gasse zwischen Top und Flop endet nicht erst auf Oahu, sondern schon, um bei den Klassikern zu bleiben, in Küßnacht. Aber das ist ja fast schon Italien.

**1/2 von 5 Sternen.

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