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Guest House Paradiso

-- "Sie haben nie die Worte radioaktiv und Leck gehört" --

Szene aus Guest House Paradiso

Info über Guest House Paradiso (GB 1999)

Regie: Adrian Edmondson

Darsteller: Rik Mayall, Adrian Edmondson, Vincent Cassel, Hélène Mahieu, Bill Nighy, Simon Pegg

Inhalt: Die Erlebnisse zweier spleeniger Hotelbetreiber.

Kritik: Dem sogenannten Geschmack des sogenannten Veranstalters der örtlichen Montagssneak ist es zu verdanken, daß unter meinen Kritiken öfters äußerst skurrile Filme auftauchen, die ich mir nie freiwillig angesehen hätte.

So auch Guest House Paradiso. Die Beschreibung klingt einigermaßen abschreckend: zwei verrückte und einander grimme Hotelbetreiber prügeln sich mit Feuerlöschern und Fleischhaken, werden in heißen Öfen eingeschlossen, klemmen sich gegenseitig die Hoden mit - Achtung, feinsinnige Anspielung - Nußknackern ab, reißen einem Gast sein Brustwarzenpiercing ab und servieren den Gästen radioaktiven Fisch, worauf diese ihre Mageninhalte in giftgrünen Fontänen auf den Hotelflur entleeren. Die filmische Umsetzung tastet sich dabei mutig bis an die Ekelgrenze der Zuschauer heran - das minutenlange, genüßlich ausgekostete Gekotze mit einer herrlich schrägen Indiana-Jones-Persiflage und das schlußendlich abreißende Piercing könnten zarter besaiteteren Naturen durchaus auf den Magen schlagen. Auch sonst halten die Hauptdarsteller/Drehbuchautoren/Regisseure Rik Mayall und Adrian Edmondson mit ihren Ideen nicht hinterm Berg, was zu Namen wie "Gina Carbonara", zu Eskapaden mit knallroter Noppenunterwäsche und zu ungehemmt-sadistischer Kinderquälerei führt. Die Musik ist dabei weniger gelungen als die Kamera, die das Hotel in einer schön entrückten, traumähnlichen Atmosphäre und die Schauspielerin Carbonara wie einen Filmstar der Fünfziger Jahre in weichem Licht zeigt. Die verquere Story dient letztlich nur dazu, den Gags einen lockeren Sinnzusammenhang zu geben (immerhin führt sie zu einem Happy-End), und die Schauspielleistungen sind zwar witzig, aber nicht unbedingt berauschend.

Als regulärer Film taugt Guest House Paradiso also nur bedingt, aber in einer verbilligten (Sneak-)Vorstellung ist er allemal sein Geld wert. Wer nicht in Komödienstimmung ist oder wer nicht über die unmöglich krachigen Soundeffekte oder über hemmungslos übertriebene Szenen wie den Auftritt des gnadenlos machohaften Lovers von Gina Carbonara, die Ankunft der radioaktiv verseuchten Atomkraftwerksmitarbeiter mit ausgefallenen Haaren und die Kerze im Auge lachen kann, bleibt auch einer kostenlosen Vorführung besser fern. Alle anderen aber geben das Hirn an der Kasse ab und erfreuen sich 90 Minuten lang eines bescheuert-sinnfrei-brachialen Filmes, der seine Späße einmal nicht aus der Verspottung von Minderheiten oder der Nachäffung von Filmvorbildern bezieht, sondern rücksichtslos seine spezielle "Humor ist, wenn man trotzdem lacht"-Maxime durchzieht, was ihm von manchen offenbar nur tiefgeistig-hochgestochenen Lustspielen zugeneigten Kritikern das Prädikat "schlechtester Film aller Zeiten" einbrachte. Ganz so schlimm ist Guest House Paradiso aber doch nicht.

**1/2 von 5 Sternen.

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