Kritik:
Zyniker werden
sagen, daß es genügt, Tom Hanks' Namen auf
ein Filmplakat zu schreiben und dann den Oscarregen
abzuwarten. Will man noch mehr Preise, muß man eine
Heulszene einbauen. Aber Forrest Gump hat noch mehr
zu bieten.
Gekonnt mit
zeitgeschichtlicher Musik und einer schön die Weite des
Landes einfangenden Kamera inszeniert, gestaltet sich Gumps
Reise durch drei Jahrzehnte amerikanischer Geschichte immer
angenehm, nett anzusehen und humorvoll. Die prima
Greenbox-Effekte tun ein Übriges, um einige
Überraschungen in den Film zu bringen, so etwa die
Treffen mit verschiedenen US-Präsidenten.
Tom Hanks
darf dann auch alle Facetten seines Könnens zeigen und
verkörpert glaubhaft, wenngleich etwas
sentimental-zuckrig den gutmütigen Trottel Forrest
Gump. Unterstützt wird er vom ebenfalls exzellent von
Gary Sinise dargestellten, desillusionierten
Vietnam-Veteranen Lieutenant Dan. Sally Field als besorgte
Mutter und Robin Wright als Forrests große Liebe Jenny
sind ebenfalls gut, spielen aber für meinen Geschmack
etwas zu süßlich, um wirklich zu bewegen. Vor
allem die Sterbeszenen der beiden nerven sogar ein wenig,
statt anzurühren.
In einer
"nacherzählten" Story, die mit dem Buch nur noch den
Titel gemeinsam hat, geht Forrest dank seiner
Football-Künste auf ein renommiertes College, mit der
Armee nach Vietnam und zum Krabbenfischen aufs Meer, besucht
mehrere Male das Weiße Haus, deckt einen Einbruch ins
Watergate Hotel auf und kriegt schlußendlich doch
seine Jenny. Diese bewegt sich während der ganzen Jahre
auf der Schattenseite der USA, gerät mit den Black
Panthers und der Hippiekultur in Berührung und
verfällt immer härteren Drogen, bis sie
schließlich an AIDS erkrankt und zu Forrest
zurückkehrt. Die unterschwellige Tendenz, daß
Hippies brutale, tumbe, nur an Drogen interessierte
Parasiten sind, und stramme Soldaten wie Gump mehr
Anerkennung verdient haben, ist doch etwas seltsam, wird
aber nicht genug herausgestellt, um wirklich zu
irritieren.
Stattdessen legt Robert Zemeckis neben den Spezialeffekten,
dem Krieg und Forrests Beziehung zur undankbaren Jenny Wert
auf viele Sterbe-, Heul- und Grabszenen, die den Film
mitunter etwas in schwer zu ertragendem Pathos und viel
Sentimentalität ersticken lassen. Aber die Amerikaner
scheinen sowas ja zu mögen, und so wird Forrest
Gump neben einem Abbild vergangener Jahrzehnte auch zu
einem janusköpfigen Spiegelbild des modernen Amerikas.
von
5 Sternen.
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