Moviebazaar Moviebazaar

Final Fantasy: The Spirits Within

-- Digitales Laientheater --

Szene aus Final Fantasy: The Spirits Within

Info über Final Fantasy: The Spirits Within (USA 2001)

Regie: Hironobu Sakaguchi, Motonori Sakakibara

Darsteller: Ming-Na, Alec Baldwin, Ving Rhames, Steve Buscemi, Donald Sutherland, James Woods

Inhalt: Die Wissenschaftlerin Dr. Aki Ross muß Pflanzen und Tiere einsammeln, um außerirdischen Phantomen Einhalt zu gebieten.

Kritik: Der Berg kreißte und gebar, siehe, ein Mäuschen. Mit dem bizarren Gefühl, eine Hausfrau zu gewärtigen, die zum Zwiebelschneiden statt eines Messers einen turmhohen medizinischen Laser benutzt, sitzt der Zuschauer in der anmutig-astralen Gestalt (künstlerische Freiheit!) des Rezensenten im örtlichen Kino, sieht Jennifer Connellys, Ben Afflecks und Laurence Fishburnes digitalen Abbildern zu und wundert sich, ob auch künstliches Leben, wie alles, als feuchte Kaulquappe beginnen muß, um sich dann vom Lurch zum Menschen oder wenigstens zu einem klugen Collie zu wandeln: eine solche Abfolge von Robotergesten, Tussaud-wächsernen Mienen, unmodulierten Dialogen und brettsteifen Körperhaltungen würde selbst die am tiefsten in den Wirren der Pubertät steckende, hormonbrausend-unglaubwürdigste Schultheatertruppe des ganzen Planeten vor Schreck erbleichen lassen.

Wie sehr erst der gewöhnliche Zuschauer unter den Tipp-Kick-Bewegungen leidet, läßt sich fast exemplarisch an der Szene festmachen, in der die Soldaten Captain Edwards' ohne sein Wissen eine Art Aufzug blockieren, um ihm Gelegenheit zu geben, mit Dr. Ross zu flirten (ein Einfall, der an Grandiosität nur noch von dem Tom Cruises übertroffen wird, Thandie Newton und ihr Auto zuerst von der Klippe zu schubsen, um sie dann "im letzten Moment" heldenhaft zu retten): "Aki...", spricht das Schumacher-Kinn, während die Augen tot glotzen und die muskulösen Arme den zierlichen Doktor so umfassen, als wollten sie ein Werkstück in sieben Schritten zurechthämmern. "Grey" antwortet Jennifer Connelly, in deren digital wehendes Haar offensichtlich weit mehr Sorgfalt als in das Drehbuch gelegt wurde, das sterile Gesicht, das eben noch albern wie ein Karpfen nach Luft zu schnappen schien, changiert zwischen debilem Lächeln und leerer (Ich-liege-im-)Grabesmiene, und schon rucken die Oberkörper aufeinander zu wie fehlprogrammierte Industrieroboter auf tödlichem Kollisionskurs.

Zum Glück hat diese Qual bald ein Ende, und Dr. Aki Ross und Captain Grey Edwards können schnell wieder den recht soliden, aber nicht klischeefreien Plot vorantreiben, in dem ein herrischer General vor einigen Jahrzehnten mit einem Meteoriten auf der Erde gelandete, lautlos und unsichtbar tötende außerirdische Phantome mit einer gewaltigen Orbitalkanone namens Zeus für immer wegpusten möchte. Dr. Ross und ihr väterlicher Mentor Dr. Sid schlagen einen Alternativplan vor, der darauf fußt, sich die Gaia genannte mystische Lebensenergie der Erde und ihrer Bewohner zunutze zu machen. Zwischendurch läßt sich die von Ming-Na nicht allzu berauschend gesprochene Aki Ross von ihrer alten Liebe Captain Edwards (Alec Baldwin) und seinem Team (Quotenfrau, token black character und Steve Buscemi als comic relief) wiederholt retten, badet die Bosheiten General Heins aus, ohne ihn je direkt zu konfrontieren, bespricht sich mit Dr. Sid in einem zumindest filminhärent plausiblen Techno- und New-Age-Babble, das weniger aufmerksame oder minderbemittelte Zuschauer (also Michael-Bay-Fans) jedoch durchaus überfordern könnte, und findet sogar noch etwas Zeit für intensive Traumanalysen und markig-eindimensionale Wir-müssen-die-Welt-retten-Dialoge. Episch-bombastisch spielt die Musik zu teils originellen, teils abgekupferten oder vorhersehbar-ärgerlichen Actionszenen, derweil die Detailverliebtheit, Farbenpracht und Opulenz der innovativen Computerkulissen stets so sehr zu beeindrucken wissen wie die gefährlich transparenten Außerirdischen.

Ein passabel-annehmbarer Sci-Fi-Actionfilm also, wäre da nicht das vage befremdende Gefühl, daß Hironobu Sakaguchi ein schimmerndes Gebäude aus Glas und Stahl erschaffen hat, dessen tragender Pfeiler aus luftiger Zuckerwatte besteht, ganz so, als hätte James Cameron nach dem Nachbau der Titanic nicht Kate Winslet und L. Wilhelm DiCaprio, sondern Ben Affleck und Kate Beckinsale gecastet, einem Erstklässler gleich, der in sein utopisch zusammengestecktes Spielzeugraumschiff doch nur die alten, dauerlächelnden Lego-Männchen stellen kann. Lang und teuer sind die Pfade der Erkenntnis, daß der größte Aufwand, die brillanteste Kulisse nichts nützt, wenn der Mensch in ihr nicht glänzt. Auch der aus Nullen und Einsen.

***von 5 Sternen.

Nach oben