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Election

-- Streber! --

Szene aus Election

Info über Election (USA 1999)

Regie: Alexander Payne

Darsteller: Reese Witherspoon, Matthew Broderick, Chris Klein, Phil Reeves, Molly Hagan, Jessica Campbell

Inhalt: Die Wahl des Präsidenten für ein Schülerkomitee gerät für einen Lehrer zum Fiasko.

Kritik: Als fürsorglicher Filmkritiker mache ich mir ab und zu Gedanken über die Karrieren liebgewonnener Stars und wünschte manchmal, ich könnte ihnen gutgemeinte Ratschläge zuraunen: "Meg Ryan, nimm andere Rollen an, sonst bist Du bald zu alt! Van Damme, setz Dich zur Ruhe, ehe Du noch einen tödlichen Schlag auf die Birne bekommst!" Auch der attraktiven Reese Witherspoon täte ein kleiner Denkanstoß vielleicht ganz gut: zwar sind ihr mit ihrer wohlgeformten und nicht zu dünnen Figur, ihrem vielfältig kämmbaren Blondhaar und ihrem hübschen Gesicht mit den ausdrucksstarken Augen auch weiterhin gut bezahlte Rollen sicher; es steht jedoch zu befürchten, daß diese nur weiter in dieselbe Kerbe schlagen, in der die gute Reese (selbst ihr Name ist äußerst wohlklingend, was für einen Hollywoodstar nicht unwichtig zu sein scheint - warum sonst die vielen Künstlernamen?) seit Jahren arbeitet. Die sehr kleine (nur in Cruel Intentions dank der zwergenhaften Ausmaße von Ryan Phillippe in dieser Hinsicht nicht weiter aufgefallene) Darstellerin spielt seit geraumer Zeit fast nur noch unfaßbar moralisch integre, propere und durch und durch saubere Jungfrauen und Gutmenschen. Selbst wenn sie mal gegen den Strich besetzt wird (wie als rebellische Teenagerin in Pleasantvile), ist sie trotzdem so nett und adrett anzuschauen, daß man ihr nicht mal die kleinste Gemeinheit zutraut. Einmal nur würde ich sie gerne als verdreckte Gangsterbraut sehen - wenn sie nicht bald solche Rollen annimmt, tritt der Meg Ryan-Effekt auf, der dazu führt, daß man ihr nur noch die Sauberfrauen abnimmt, was bei Witherspoons Talent jammerschade wäre.

Denn in Election, der aus unerfindlichen Gründen nicht bis in die deutschen Kinos gelangt ist, darf sie sich als immer perfekt gekleidete Superstreberin nach allen Regeln der Kunst austoben. Mit umwerfend lustigen Freeze-Frames und einer temperamentvollen Darstellung bringt sie das Zwerchfell zum Beben, obwohl klar ist, daß der ganze Film völlig unrealistisch ist. Neben den bekannt-klischeehaften, hier zum Glück ironisierten US-Highschool-Versatzstücken (Schließfächer, Basketballhalle, Einzeltische...) ist Witherspoon natürlich viel zu schön, um wirklich eine Streberin zu sein. Da schöne Frauen trotz aller Emanzipations- und Gleichberechtigungsbemühungen auch weiterhin ohne Intelligenz gut vorankommen können (keine Frauenfeindlichkeit, sondern nur ein invertiertes Zitat aus American Psycho...), ist es nicht glaubhaft, daß diese Tracy Flick sich so sehr anstrengt, wenn sie erstklassige Ergebnisse auch mit einem verführerischen Augenaufschlag erreichen könnte.

Aber vielleicht gehört das ja zum satirischen Konzept des Films, der mit Matthew Broderick ausgerechnet "Ferris Bueller" als Lieblingslehrer vorführt. Dieser will Tracys Wahl zur Schülerpräsidentin mit allen Mitteln verhindern und stellt daher den gutmütigen und natürlich immens beliebten, aber etwas einfältigen Footballcrack Paul Metzler (American Pie Chris Klein herrlich selbstironisch) als Gegenkandidaten auf. Die beste Freundin seiner Schwester gibt ihm - diese Art des Geschlechtsverkehrs scheint in den USA unglaublich beliebt zu sein - einen Blowjob, um den pseudo-lesbischen Nachstellungen von Pauls zahnspangiger Schwester einen effektiven Riegel vorzuschieben; diese tritt daraufhin aus Rache in den Wahlkampf und gefällt durch sarkastische Anti-Parolen, die ihr am Ende den ersehnten Platz im katholischen Mädcheninternat bescheren, in dem es natürlich von Fußballspielerinnen nur so wimmelt. Nebenbei hat der Lehrer noch eine unglückliche, aber für den Zuschauer sehr vergnügliche Kurzaffäre mit der Frau seines Freundes, was bei ihm zu so vielen Frustrationen führt, daß er kurzerhand das Wahlergebnis fälscht.

Man merkt schon: Election nimmt sich selbst nicht allzu ernst und versucht sich nicht nur als unverblümte und genau beobachtende Highschoolkomödie, die alle diesbezüglichen Klischees auf die Schippe nimmt, sondern auch als leichte Politsatire, die von übertriebenen Kampagnen bis zum Kreuzchen beim eigenen Namen (oder auch nicht) alles beinhaltet, was den mündigen Wahlbürger zum Lachen bringt. Das geht fast immer ziemlich gut (die Voiceovers jedes Hauptdarstellers tragen einiges zum Verständnis der Figuren bei), und nur wenige Scherze sind allzu durchsichtig oder platt (der Bienenstich...). Zwar werden einige Motive zwischendurch vergessen, die Technik ist eher altmodisch-behäbig, und langweilig-prüde Kameraeinstellungen machen manchen schlüfprigen Scherz zunichte. Aber insgesamt ist Election doch eine überraschend hintergründig-humorvolle Komödie über die amerikanische Highschool-Lebensart und ihre "Be popular"-Tücken.

****von 5 Sternen.

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