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Dogma

-- Alanis Morissette ist Gott? --

Szene aus Dogma

Info über Dogma (USA 1999)

Regie: Kevin Smith

Darsteller: Linda Fiorentino, Ben Affleck, Matt Damon, Salma Hayek, Alan Rickman, Alanis Morissette

Inhalt: Der letzte Nachkomme Christi muß zwei Engel daran hindern, in den Himmel zurückzukehren, da sonst das Universum vernichtet werden würde.

Kritik: Was haben die bibeltreuen Christen der USA nicht für einen Aufruhr um diesen Film gemacht. Gotteslästerlich, blasphemisch und respektlos sei Dogma angeblich, und Kevin Smith würde hemmungslos den Katholizismus durch den Kakao ziehen. Seltsam nur, daß alle schon vor den ersten Previews wußten, was im Film vorkommt.

Hätten die Fundamentalisten sich die Mühe gemacht und den Film wenigstens angesehen, hätten sie überrascht festgestellt, daß Dogma im Gegenteil einer der spirituellsten, menschlichsten und religiösesten Filme seit langem ist. In langen, exzellent geschriebenen, aber manchmal etwas zu langatmigen Dialogen erörtern die Akteure diskriminierende Texte in der Bibel, den Schaden, den dogmatische Religionen anrichten, und die Rolle der Engel in der Schöpfung. Salma Hayek als Muse Serendipity bringt es auf den Punkt und entlarvt die "wahren Gläubigen" als das, was sie sind: faschistoide Fanatiker. Sie sagt: "Es kommt nicht darauf an, wie man glaubt, sondern der Glaube allein ist es doch, der zählt!"

Neben diesen schönen Szenen hat man genug Gelegenheit, die launig agierenden Schauspieler zu bewundern, unter denen besonders Alan Rickman als wunderbar frustrierter Seraphim Metatron, Chris Rock als im doppelten Sinn ausgelassener dreizehnter Apostel und die kanadische Sängerin Alanis Morissette in der besten Rolle des Films als humorvoller Gott positiv auffallen. Dagegen fallen die zwei "Freunde" Ben Affleck und Matt Damon etwas ab und vermögen es nicht ganz, glaubhaft böse Racheengel darzustellen. Immerhin stimmt die Chemie zwischen den beiden (hohoho). Auch Salma Hayek zeigt sich als Muse nicht als bewegendes Talent, aber sympathisch und nett anzusehen ist sie allemal.

Weiterhin fällt auf, daß Dogma es tatsächlich als erster Film in 110 Jahren Kinogeschichte wagt, Gott als eine Frau abseits einer Sprechrolle zu zeigen. Zudem darf die sympathisch-knackige Linda Fiorentino gekonnt eine starke weibliche Heldin ohne männlichen Beschützer geben - und wo gibt es sowas schon in Hollywood? Normalerweise drehen sich Filme um Männer als furchtlose Helden, denen höchstens ein zwar attraktives, aber dummes und hysterisches Bunny zur Seite gestellt wird. Sind die Frauen doch mal stärker vertreten, dann müssen sie dennoch an der Schulter eines Mannes Schutz suchen, wenn es brenzlig wird. Nicht so in Dogma, der so unmerklich eine weitere kleine Revolution über die Bühne bringt und dadurch noch sympathischer wird. Man hat sogar den Eindruck, daß die beiden Spaßvögel Jay und Silent Bob - die in jedem Kevin-Smith-Film auftreten und von Jason Mewes und Kevin Smith selbst routiniert, aber fast etwas zu nervig dargestellt werden - von Linda Fiorentino beherrscht und geführt werden...

So fährt Linda mit dem Apostel, Jay und Silent Bob gen New Jersey, von guter Musik und einer leider lausigen Kamera begleitet. Zwar sind die Dialoge so gelungen, daß ihnen selbst die laue Synchronisation nichts anhaben kann, aber die mittelmäßige Inszenierung schrammt oft nur haarscharf an tödlicher Langeweile vorbei. Die brutalen Angriffe der Hockey-Kids, Salmas Stripszene (eine Salma-Hayek-Stripszene!) und den Angriff des Golgathaners hätte Smith wohl besser einem Regisseur überlassen, der etwas von Action und spannenden Schnitten versteht. Eine Zusammenarbeit zwischen Michael Bay (für die Explosionen) und Kevin Smith (für das Drehbuch) könnte ganz neue Möglichkeiten der Filmkunst eröffnen. Wenigstens die abschließenden Szenen, als Affleck vor der Kirche herabschwebt und Gott und Metatron aus dem Nebel treten, sind halbwegs passabel realisiert. Und die "Meep!"-Szene hat fast noch mehr Klasse als "42" und entschädigt für einige Editing-Schwächen.

Insgesamt also ist Dogma ein sehr erheiternder, lakonischer "Action"-Film mit prima Schauspielern, hervorragenden Dialogen, originellen Einfällen und einer humanen Botschaft, dem es aber ein bißchen an einer feurigen Inszenierung mangelt. Aber Menschen haben halt Schwächen.

****von 5 Sternen.

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