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Battlefield Earth: A Saga of the Year 3000

-- Xenu hilf! --

Szene aus Battlefield Earth: A Saga of the Year 3000

Info über Battlefield Earth: A Saga of the Year 3000 (USA 2000)

Regie: Roger Christian

Darsteller: John Travolta, Barry Pepper, Forest Whitaker, Kim Coates, Sabine Karsenti, Christian Tessier

Inhalt: Böse außerirdische Psychologen haben die Menschheit versklavt. Scientology zur Hilfe!

Kritik: Die galaktische Konföderation leidet unter massiver Überbevölkerung. Auf jedem der 76 Planeten treten sich bis zu 250 Milliarden Lebewesen auf die Tentakel und Pseudopodien. Also entwickelt der skrupellose Herrscher der Föderation, der Außerirdische Xenu, einen infamen Plan: er läßt die Bürger zu Einkommenssteueruntersuchungen vorladen, betäubt sie und fliegt sie mit Raumschiffen zur Erde, die damals - vor 75 Millionen Jahren - noch Teegeeack hieß. Dort reiht er die armen Aliens um hunderte Vulkane, welche er mit jeweils einer Wasserstoffbombe zur Explosion bringt.
Auch mit den Seelen der nun toten Wesen hat der Despot kein Erbarmen: er fängt sie mit "elektronischen" Strahlen ein, die klebrig wie Fliegenpapier sind, und führt ihnen Propagandafilme vor, die den Seelen zeigen, wie sie leben sollen. Schließlich können dem Volk loyale Offiziere den üblen Machthaber überwältigen und in einer Energiefalle in den Bergen gefangensetzen, aber der Schaden ist längst getan: die verwirrten Seelen klumpen sich zu Haufen zusammen und lassen sich in den lebenden Körpern auf der Erde nieder, in denen sie bis heute stecken und das wahre Potential jedes Menschen beschränken. Nur mit einer besonderen und sehr teuren "Technologie" kann man diese "Thetane" aus seinem Körper entfernen.

Klingt wie eine unter ungesundem Drogeneinfluß entstandene Halluzination oder wie drittklassige Pulp-Science-Fiction? Ist sie - aber auch der Kernglaube des skurrilen Scientology-Kultes, gegründet von Lafayette Ronald (L. Ron) Hubbard, einem miserablen Sci-Fi-Phantasten, pathologischen Lügner, Soziopathen, Frauenhasser und drogen- und rumsüchtigen paranoiden Schizophrenen. Seit dem Tod des Meisters leitet passenderweise ein totalitärer Zwerg - David "Miscarriage" Miscavige - die Organisation, die sich unter anderem der begeisterten Mitgliedschaft Tom Cruises, Priscilla Presleys und nicht zuletzt John Travoltas erfreut.

Außerirdische Diktatoren, böse Zwerge, John Travolta und obendrauf das großvolumige Spätwerk eines beeindruckend irren Pillenschluckers: der Zuschauer zittert in banger Erwartung, was aus dieser frankensteinschen Mischung für ein Film erstanden sein mag. Und wahrlich, Battlefield Earth: A Saga of the Year 3000 enttäuscht nicht: Xenu wird noch lange Zeit in seinem Gefängnis am Gitter rütteln, bis jemand wieder einen Film drehen wird, der so wie dieses unglaublich mißlungene Verbrechen gegen die Menschlichkeit in jeder einzelnen filmischen Sparte nicht nur komplett versagt, sondern so wuchtig auf die durchgehend mit einer bescheuerten Klammer bewehrte Nase fliegt, daß darunter für immer kein Gras mehr wächst.

Doch genüßlich der Reihe nach: Jonnie Goodboy Tyler, unser drahtiger Held, von Barry Pepper in der tatsächlich besten Darstellung des Films (die dennoch nicht über die eines autistischen und gelähmten fünfjährigen Nasenäffchens hinausreicht) gegeben, verläßt seine heimatliche Höhle, um mehr über die Dämonen herauszufinden, die die primitiven Menschen des Jahres 3000 angeblich bedrohen. Chrissy, sein Mädchen, weint ein bißchen, und so wie ihr füllen sich auch dem noch immer an das Gute im Menschen glaubenden Zuschauer die Augen mit dicken, heißen Kullertränen: Sabine Karsenti spielt so schlecht, daß sie mühelos jedes darstellerische Kapitalverbrechen Bo Dereks und jede Nullmimik Kim Basingers um Parsecs untertrifft. Das durchaus feine Gesicht verrenkt sich zum Xenuerbarmen, die dünnen Ärmchen rudern und das Fellkleid flattert, aber es gelingt Karsenti nicht mal, Madame Tussauds Wachsfigur von Saddam Hussein an die Wand zu spielen, die leider nicht in diesem Zelluloid gewordenen delirium tremens mitwirkt.

Jonnie aber, der so gruseligen wie vergeblichen Gesichtsakrobatik seiner Freundin entkommen, freundet sich mit zwei weiteren Höhlenmenschen an und entdeckt mit ihnen eine der seit dem Angriff der räuberischen Außerirdischen, die die Menschheit versklavt haben, verlassenen Großstädte. Gemeinsam entfachen die drei ein Feuer im Foyer eines Gebäudes und genießen ihre eigenhändig erlegten Kaninchen.
Was wie eine harmlos-malerische Buddy-Szene klingt, wird dank der ständig schiefen, unscharfen, im wahrsten Sinne des Wortes unterbelichteten und mit digitalen Kindergarten-Effekten "aufgebohrten" Kamera, der jedes nur mögliche Klischee erfüllenden, abgedroschenen, ideenlosen, dissonanten und ultimativ unerträglichen Musik und der Dialoge, die tausend Affen in tausend Jahren an tausend Schreibmaschinen nicht so brechreizerregend schlecht verfaßt hätten, nur zur ersten vieler weiterer Zuschauerfolterungen, die ineinander immer mit einem akut peinlichen "Wischer"-Effekt überblendet werden.

Es wischt also, und John Travolta tritt auf. Er trägt verfilzte Dreadlocks, eine hohe Stirn mit deutlich hervortretenden Geheimratsecken, einen alles-egal-Gen-X-Bart, gelbe Kontaktlinsen, riesengroße, unmanikürte Patschehändchen, einer fünfzehnjährigen Discomaus gestohlene, wacklige Plateauschuhe und einen aus einer schwarzen Luftmatratze geschneiderten Raumanzug mit einem gewaltigen, obszönen Suspensorium. Als wäre das nicht genug, feuert er auch noch aus einer Pistole, die grüne Rotzbällchen verschießt. Der Zuschauer reißt in höchster Verzweiflung sein knittriges Hemd auf wie ein anämischer Superman, um auch von der Waffe niedergestreckt zu werden und diesem unerträglichen Anblick für immer zu entgehen, aber es trifft natürlich nur Jonnie und seine Freunde, die der Hobbypilot sogleich in sein Raumschiff sperrt und zur lokalen Psychlobasis fliegt.
Da die außerirdischen Psychlos - Psychologen, verstehste? Alle umbringen! - die irdische Luft nicht vertragen, leben sie in einem überdimensionalen Treibhaus und müssen auf Außenmissionen ein Atemgerät tragen, das aus einer Nasenklammer und zwei in die Nasenlöchern gesteckten Schläuchen besteht und noch lächerlicher aussieht, als es klingt. Ebenso müssen die Menschen im Psychlo-Treibhaus die Apparate tragen, und so tanzen die Schläuche munter-hirnrissig unter Barry Peppers Nase, als er in einer Zelle mit seinen Freunden einen Ausbruch plant und ihnen in William-Wallace-Manier Mut zuredet.

Gleichen schon diese Kasperletheater-Gala-Wiederaufführungen von Braveheart brennenden Zigarren, die auf den Augen des Zuschauers ausgedrückt werden, so sind die Szenen John Travoltas mit seinem äußerlich bösen, aber innerlich wie immer guten Helfer Forest Whitaker veritable Scheiterhaufen, auf denen all jene qualvoll vergehen, die sich wenigstens eine einzige, winzige Sekunde aufblitzenden Talentes wünschen. Stattdessen definiert Travolta, tatkräftig unterstützt von seiner hier langzüngigen Mitthetanin Kelly Preston, das Wort "Overacting" mit seiner schmerzhaft überzogenen, unfaßbar dilettantischen und erschreckend exaltierten Darstellung - die man selbst gesehen haben muß, um zu verstehen, warum es keinen Gott mehr gibt - so neu wie L. Ron "The Nut" das Wort "Plothole": um Jonnie und seine Freunde als Goldschürfer einsetzen zu können, bringt Terl (Travolta) ihm mit einer "Lernmaschine" alles bei, was dieser wissen muß, um die Psychlos besiegen zu können. Es fragt sich sogar, ob der tapfere Held all das Wissen überhaupt braucht: als die Menschen beim Schürfen das auch nach 1000 Jahren noch unberührte Fort Knox entdecken und Terl die dort gefundenen Barren als Abbauprodukt anbieten, nimmt der Sicherheitschef sie ohne mit der Wimper zu zucken an. Und lautlos platzen die ersten Arterien in der Großhirnrinde.

In so einem schwummrigen Zustand verwundert es den Zuschauer schließlich auch nicht mehr, daß Terls Behauptung, sein Volk habe das schwächliche Militär der Menschen binnen weniger Minuten besiegt, sich als bloße Propagandalüge entpuppt: einige wenige nach 1000 Jahren natürlich ebenfalls erhaltene, funktionstüchtige und vollgetankte Harrier-Kampfjets reichen aus, die ungewaschenen Aliens auf der Erde mit aufs Zelluloid gemalten Explosionen Mores zu lehren, während eine einzige Atombombe die Atmosphäre ihres Heimatplaneten entzündet und diesen dadurch völlig zerstört. Wer fliegt die Jäger? Einige von Jonnies bis dato mit Speeren jagenden Nomadenfreunden, die mit einem Flugsimulator in wenigen Tagen alle Waffensysteme und waghalsige Manöver im Formationsflug beherrschen gelernt haben. Wer präpariert die Atombombe? Natürlich unser Jonnie, dessen Lektüre in einer selbstverständlich erhaltenen Bibliothek ihm das erforderliche Wissen gebracht hat. Und wer stirbt spätestens zur großen, mit einer bombastisch-klebrigen Fanfare überzogenen Wiedervereinigungsszene des Helden mit seiner gesichtsstarren Liebsten an einem Hirnschlag? Der Zuschauer, endlich von allem erlöst. Bitte mach's nochmal, Xenu!

- *von 5 Sternen.

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