Kritik:
Im Zuge der
penetrant-sexistischen Frauenfeindlichkeit meiner
Filmkritiken erhält Basic Instinct
natürlich eins der laszivsten Szenenbilder von
allen. Ein Foto der berühmten Stelle, die
weltweit Millionen Menschen bewog, selbst ins Kino zu gehen,
um genauer nachzusehen, war nicht verfügbar. Aber auch
das vorliegende Bild stimmt gut genug auf die Kritik zu Paul
Verhoevens erotischem Krimi ein.
Schon der
Vorspann offenbart in verschwommenen Reflexionen, worum es
in diesem Film hauptsächlich geht. Fast übersieht
man dabei die Namen der talentierten Künstler, die an
Basic Instinct mitgearbeitet haben: neben Jan De
Bont, der beweist, daß er nur als Kameramann exzellent
ist, sorgt Jerry Goldsmith für spannend-knisternde
Musik, der berüchtigte Joe Eszterhas zeichnet für
das Script verantwortlich, und Verhoeven, mein liebster
Ausbund an hintergründigem Zynismus, führt Regie.
Dazu kommen der kraftvolle Michael Douglas als von Drogen-
und Psychoproblemen gezeichneter Nick Curran und
natürlich Sharon Stone in der Rolle, die ihr den lang
ersehnten Durchbruch brachte. Als intelligente, intrigante
und äußerst verführerische Autorin Catherine
Tramell strahlt sie mit ihrem lustvollen und belustigten
Spiel in jeder Szene gleichzeitig gefährlichen Sex-Appeal und berechnende Kälte aus.
Schnell
verfangen sich Curran, seine Kollegen und mit ihnen die
Zuschauer in Tramells Netz der Doppelintrigen und
ausgeklügelten Spielchen, die sich am klarsten in der Verhörszene zeigen. Man kann sich
buchstäblich einen vorausplanenden Paul Verhoeven
vorstellen, der Sharon Stone explizit filmt.
Dem Vernehmen nach soll die gute Sharon zuerst alles andere
als angetan gewesen, dann aber von Verhoeven
umgestimmt worden sein. Er hat ja auch allen Grund,
auf der Szene zu bestehen: schließlich sorgte sie
nicht nur für einen riesigen PR-Erfolg, sondern macht
auch auf bezaubernd drastisch-verhoevensche Weise deutlich,
wie leicht sich die Beamten und die Zuschauer (denen Verhoeven so den Spiegel vorhält) von der raffinierten
Diplompsychologin um den Finger wickeln lassen. So
verfällt auch Curran immer schneller seiner
Hauptverdächtigen und fängt sogar an, seine
Psychologin und Exfreundin zu verdächtigen, von Jeanne Tripplehorn
leider gewohnt schlecht und emotionslos gespielt. Die toll
gefilmten, manchmal etwas plump Spannung erzeugenden (Stones Nach-Vorne-Fallen...) Sexszenen sind denn auch nicht schmückendes
"Eine Bettszene muß auch noch rein"-Beiwerk, sondern
tragen elementar zum Verständnis von Currans Obsession
bei, die seine schlechtesten Seiten wieder hervorholt und
ihn dazu bringt, immer öfter Tramells Wohnung an der
Klippe aufzusuchen (wunderschöne Bilder!) oder ihrem
mörderischen Fahrstil zu folgen (und Paul Verhoeven
kann Action inszenieren wie kaum ein anderer).
Aber trotz
der großen künstlerischen Leistungen, trotz der
umwerfenden Performance von Sharon Stone, die mit spöttisch zuckendem Mundwinkel ein ganzes Revier von Cops
dominiert, trotz des vertrackten und hochspannenden Scripts,
das mit mehreren gewaltigen Finten, gelungenen (um Spiele,
Abhängigkeiten und psychologische Diagnosen kreisenden)
Dialogen und einer dicken Schlußüberraschung
aufwartet, trotz alledem fragt man sich am Ende, was das
Ganze denn sollte. Bis auf die Verhörszene und den
Schluß gibt es in Basic Instinct nämlich
nichts, was dauerhaft in Erinnerung bleiben würde -
wenn der Regisseur den US-amerikanischen Psychiater- und
Analysenwahn kritisieren wollte, dann hat er das zumindest
nicht deutlich genug herausgestellt. Vielleicht wollte Verhoeven aber auch einfach nur einen packenden erotischen
Thriller ohne tiefergehende Implikationen drehen - das ist
ihm auf hohem Niveau gelungen.
von
5 Sternen.
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