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American Pie

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Szene aus American Pie

Info über American Pie (USA 1999)

Regie: Paul Weitz

Darsteller: Jason Biggs, Chris Klein, Thomas Ian Nicholas, Seann William Scott, Eddie Kaye Thomas, Mena Suvari

Inhalt: Vor dem Abschlußball wollen vier unerfahrene Jungs unbedingt eine Frau knallen.

Kritik: Vanillesoße, Mandelmilch und Matratzendünger... jaja, auch zehn Monate Wehrdienst können einen gewissen Bildungseffekt haben - die demnächst einzuziehenden Menschen (hohoho, Frauen sind auch dabei) werden ihr blaues Wunder erleben. Zartbesaitete und Religiöse mögen meine unfeine Ausdrucksweise entschuldigen, aber ein Besuch von American Pie füllt den Kopf mit größeren Sauereien als eine Stippvisite bei der Schweinemast.

Keine Peinlichkeit ist hier peinlich genug, um nicht zu einem Lacherfolg verwurstet zu werden: alte Socken, Webcams, Inkontinenz, Durchfall auf dem Damenklo, Sperma im Bier und Apfelkuchen werden in genüßlich zelebrierten Szenen zu Ikonen pubertärer Irrungen und Wirrungen, und jeder Spruch ist es wert, ins Poesiealbum geklebt zu werden: "Blas' mir einen, Baby!", "MIGF", "Stifflers Mom" oder "Heimscheißer" (die ideale Ergänzung zu "Weichei", "Schattenparker", "Ampeldrücker", "Frauenversteher", "Servolenker" und "Süßfrühstücker" ...wo war ich?) sind nur vier Beispiele, die hier exemplarisch für ähnliche Sätze stehen sollen wie "Einmal, im Ferienlager...", "Jedenfalls sicherer als eine Tennissocke" oder auch "Soll ich Dir zur Hand gehen, Baby?"

Ich hatte zuerst befürchtet, einer Art Eskimo Limon zu begegnen, einem langweiligen Softsexfilm mit einem dünnen komödiantischen Anstrich. Aber respektlos wird der unterste Toilettenhumor mit gnadenlos geschmacklosen, aber originellen Einfällen zu einer turbulenten Story verarbeitet, die dennoch keine bloße Aneinanderreihung von guten Gags und harten Überraschungen (Ferienlager...) ist, sondern auch eine Art Moral (wenn man bei diesem Film überhaupt noch von Moral sprechen kann) mit sich trägt - Liebe kann man nicht erzwingen, und zweitens kommt es immer anders, als man denkt - zum Beispiel zu früh. Und also wird am Ende alles gut und leider recht kitschig, aber zuviel soll hier natürlich nicht verraten werden. Ich sage deshalb nur "Billardtisch".

Die jugendlich-unbekannten Darsteller, von denen der eine wie ein junger Adam Sandler und der andere wie Rowan Atkinson aussieht, bringen mit soliden bis guten, aber keineswegs herausragenden Darstellungen die Sorgen und Nöte der triebgesteuerten Jungs gut rüber, unterstützt von Mädels wie Shannon Elizabeth, Tara Reid, Alyson "Willow" Hannigan oder American Beauty-Star Mena Suvari (was ist das denn für ein Name?), die mit ihrem etwas eigenartigen Gesicht (Pausbacken, riesengroße Augen...) fast irritierend wirkt, zumal sie nicht unbedingt die beste Schauspielerin und Sängerin ist. Es fällt auf, daß trotz der derben Sprüche das Cruel Intentions-Syndrom auftritt: gezeigt wird wieder weniger als geredet, und am Morgen danach laufen die Frauen mit der Bettdecke vor der Brust herum - Maßnahmen, um das Damoklesschwert der NC-17-Wertung (die höchste Wertung im streng kontrollierten US-amerikanischen Altersfreigabesystem, Ausschluß für alle Kinder und Tod des Merchandise) abzuwehren? Ärgerlich ist es auf jeden Fall.

Schließlich aber wird sich, wer selbst einmal jung war (zumindest im 20. Jahrhundert), sicher in einer oder mehreren von passabel-unspektakulärer Musik und ebensolcher Kamera begleiteten Szenen wiedererkennen und herzlich über diese frivole Komödie lachen, denn natürlich hat man sich selbst damals viel weniger ungeschickt angestellt...

***1/2 von 5 Sternen.

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