Kritik:
Der große
Reiz der Alien-Reihe besteht in ihrer
durchgängigen motivischen Kontinuität. Die
verbrecherische Firma Weyland-Yutani, die skrupellos
Schiffsmannschaften mit weißblütigen Androiden
infiltriert, spielt ebensooft eine Rolle wie Ripleys
unerfüllte Sehnsucht nach Kindern, die am Anfang von
Alien³ so bitter mit Newts mysteriösem Tod
enttäuscht wird. Auch die ganz wunderbare, bizarre
Beziehung Ripleys zum Xenomorph, besonders zur listigen
Queen, wird hier noch einmal, im scheinbaren Ende der Serie,
deutlich herausgestellt, nur noch von der
Brutkammer-Umarmungsszene in Alien: Resurrection
getoppt. Im Bemühen, einen möglichst
endgültigen Drehbuchtod zu finden, stürzt Ripley
in ein Becken mit glühendem Metall, während der
Queen-Chestburster endlich aus ihr herausbricht. Und in
einer herrlich ambivalent aussehenden
Schlußeinstellung packt Ripley das Alien fester,
scheint es streichelnd festzuhalten oder festhaltend zu
streicheln, verschwindet im Feuer und läßt den
Zuschauer staunend zurück.
Szenen wie
diese machen David Finchers Debütfilm trotz aller
Mängel sehenswert. Der einstige Videoclipregisseur,
dank der Meisterwerke Se7en und Fight Club
mittlerweile mein Regieidol, wurde vom Studio so lange am
Gängelband gehalten und zu Änderungen gezwungen,
bis die Luft und die Lust raus waren. Frustriert kehrte
Fincher Hollywood den Rücken, bis er mit Se7en
eindrucksvoll zurückkehrte.
Durch die Querelen wirkt Alien³ an manchen
Stellen seltsam unfertig oder zaghaft: die zurecht
unbekannten, bis auf die wie immer herausragende Sigourney
Weaver und den schmierigen Lance Henriksen eher
durchschnittlichen Schauspieler erschöpfen sich in
harter-Mann- oder Hunde-wollt-ihr-ewig-leben-Pathos, das
matschig braune Setdesign lädt nicht gerade zum Sehen
ein, und die Suspense-Musik war auch schon mal besser.
Überhaupt fehlt es Alien³ etwas an der
großen Spannung der ersten beiden Teile. Der Alien-Dog
ist feuerfest und hochintelligent wie immer, die
zärtliche Berührung von Ripleys Wange ist
legendär, und der Plan zum Einfangen des Wesens wird
schön erklärt. Aber die blutleer geschnittenen
Kampfszenen und das Geschrei der Häftlinge langweilen
spätestens bei der dritten Wiederholung und lassen den
Film zäh bis zu seinem feurigen Ende fließen, bis
schließlich der Eindruck einer zum einen an vergangene
Erfolge anknüpfenden, zum anderen lieblos für das
Marketing produzierten Fortsetzung zurückbleibt. Dabei
kann David Fincher es doch viel besser.
von
5 Sternen.
|