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15 Minutes

-- Mein Frühstück ist unter dem Kinosessel --

Szene aus 15 Minutes

Info über 15 Minutes (USA 2001)

Regie: John Herzfeld

Darsteller: Robert De Niro, Edward Burns, Kelsey Grammer, Avery Brooks, Karel Roden, Oleg Taktarov

Inhalt: Ein New Yorker Polizist und ein Feuerwehrmann sind zwei durchgeknallten Mördern hart auf den Fersen.

Kritik: Eine Originalversion-Sneak, heißa! Schnell in das schnittige, PS-starke Verkehrsmittel meiner Wahl geschwungen (die Stadtbahn), mit zwei ebenso gespannten Freunden zum - die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren - mir verhaßtesten aller Stuttgarter Multiplexe gebraust, um sodann - natürlich - ebenso bitter enttäuscht zu werden wie in nahezu allen Synchro-Sneaks, die ich durchstehen durfte. Denn auch im Original bleibt 15 Minutes ein zum Schütteln grausliches und komatös langweiliges Machwerk, und das, obwohl der Regisseur John Herzfeld mit seinem früheren Werk 2 Days in the Valley bewiesen hat, daß er gute Filme drehen kann, wenn er nur will.

Hier beweist Herzfeld leider nur, daß man einen Film auch dann in den Sand setzen kann, wenn Leute wie Kelsey Grammer, Kim Cattrall und Robert De Niro mitspielen, die alle mit mehr oder minder schwachsinnigen und klischeehaften Rollen abgespeist werden. De Niro als rauhbeinigen Cop mit einem weichen Kern machen auch die wenigen plump seine großen Rollen zitierenden Szenen nicht interessant, und immer, wenn er mit seiner griechischstämmigen Quotenschönheit (Melina Kanakaredes) nach Drehbuchschema V wie Valium schäkert, möchte man das dazu einfallslos-süßlich klimpernde Instrument zertrümmern wie ein Rocker seine Gitarre - am liebsten auf Kelsey Grammers Kopf, der gerne ein skrupelloser Nachrichtenmensch sein möchte, aber nur zur hampelnden Karikatur einer Parodie aller pseudo-investigativen Ulrich Meyers dieser Welt gerät.

Vielleicht wurden Grammer und De Niro ja von den gruftdumpfen Leistungen ihrer Mitspieler negativ beeinflußt, denn auch die sonstigen Hauptdarsteller geben sich alle Mühe, 15 Minutes wie Jahre erscheinen zu lassen: Edward Burns, ein zurecht unbekannter Klon aus dem Erbgut Tom Cruises, Christian Bales und einer Toilettenbrille, guckt mal grimmig, dann wieder wütend und zwischendurch unzufrieden - vielleicht sind alle als Polizisten tätige "Feuerwehrmänner" so. Avery Brooks gibt Hawk und Captain Sisko im fliegenden Wechsel, so daß dem Zuschauer zuerst schwindlig und dann schlecht wird, Vera Farmiga verdient einen Nobelpreis für die Entdeckung eines nulldimensionalen Körpers in Gestalt ihrer token love interest-Rolle, und Roseanne Barr als Talkshowmoderatorin und selbst die hier unpassend schwarzhaarige Charlize Theron in einer nicht in den Credits erwähnten Kurzrolle schaffen es in jeweils nur einer Minute tatsächlich, mittleres Unwohlsein in akuten Brechreiz umzuwandeln.

Am furchtbarsten aber, und ich erwähne gar nicht erst den aus Keyboard-Samples zusammengestoppelten Soundtrack oder die phoney-originelle Kamera, die vorgeblich raffiniert zwischen dokumentarähnlichen Camcorder- und normalen 35mm-Aufnahmen wechselt, sind Karel Roden und Oleg Taktarov als ausländische Gewalttäter: nicht genug, daß Taktarovs Kopf ständig so düster in Szene gesetzt wird, als wäre Phrenologie noch immer aktuell, nicht genug, daß es mal wieder die gebrochen englisch sprechenden, skrupellos Lynchjustiz betreibenden Osteuropäer sind, die den rechtschaffenen, herzensguten Amerikanern einheizen; die beiden spielen auch noch so steif, unglaubwürdig und aufgesetzt, daß der Zuschauer sich nur mit Grausen abwenden kann.
So bekommt er wenigstens nicht die Story mit, die Herzfeld entweder in der Betty-Ford-Klinik geschrieben oder im Gully vor Johnny Depps Viper Room gefunden haben muß: die Bösewichte reisen in die USA ein, töten einige Menschen auf widerlich-blutige Weise und filmen das Ganze mit einer (natürlich gestohlenen) Handkamera, um es sodann dem Fernsehen zu verkaufen. Der Feuerwehrmann und der Polizist verfolgen die beiden mit Hilfe einer verschüchterten Zeugin, müssen aber mit einem Leben bezahlen und ausgeklügelten James-Bond-Todesfallen ausweichen.

Was sich auf dem Papier noch halbwegs ungewöhnlich anhört, ist im fertigen Produkt nur mehr eine uninspiriert-konfuse Mischung eines unlogisch-überkandidelt-explosiven Buddy-Actionstreifens mit einer halbherzig-peinlich-platten Medien- und Justizsatire. Dazu kommt eine ganze Batterie dreist abgekupferter Szenen und schlittenklackend-unbarmherzige Auge-um-Auge-Selbstjustiz fürs NRA-Happy-End im Angesicht von Lady Liberty, und fertig ist die ungenießbar-übelriechende, sich selbst widersprechende 15 Minutes-Terrine, in der Nahrungspyramide auf derselben Stufe wie der Bodensatz der "dreckigsten Toilette Schottlands" oder die Innenseite von Roseannes Schuh.

*von 5 Sternen.

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