Kritik:
Eine
Originalversion-Sneak, heißa! Schnell in das
schnittige, PS-starke Verkehrsmittel meiner Wahl geschwungen
(die Stadtbahn), mit zwei ebenso gespannten Freunden zum -
die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren - mir
verhaßtesten aller Stuttgarter Multiplexe gebraust, um
sodann - natürlich - ebenso bitter enttäuscht zu
werden wie in nahezu allen Synchro-Sneaks, die ich
durchstehen durfte. Denn auch im Original bleibt 15 Minutes ein zum Schütteln grausliches und
komatös langweiliges Machwerk, und das, obwohl der
Regisseur John Herzfeld mit seinem früheren Werk 2
Days in the Valley bewiesen hat, daß er gute Filme
drehen kann, wenn er nur will.
Hier
beweist Herzfeld leider nur, daß man einen Film auch
dann in den Sand setzen kann, wenn Leute wie Kelsey Grammer,
Kim Cattrall und Robert De Niro mitspielen, die alle mit
mehr oder minder schwachsinnigen und klischeehaften Rollen
abgespeist werden. De Niro als rauhbeinigen Cop mit einem
weichen Kern machen auch die wenigen plump seine
großen Rollen zitierenden Szenen nicht interessant,
und immer, wenn er mit seiner griechischstämmigen
Quotenschönheit (Melina Kanakaredes) nach
Drehbuchschema V wie Valium schäkert, möchte man
das dazu einfallslos-süßlich klimpernde
Instrument zertrümmern wie ein Rocker seine Gitarre - am
liebsten auf Kelsey Grammers Kopf, der gerne ein
skrupelloser Nachrichtenmensch sein möchte, aber nur
zur hampelnden Karikatur einer Parodie aller
pseudo-investigativen Ulrich Meyers dieser Welt
gerät.
Vielleicht
wurden Grammer und De Niro ja von den gruftdumpfen
Leistungen ihrer Mitspieler negativ beeinflußt, denn
auch die sonstigen Hauptdarsteller geben sich alle
Mühe, 15 Minutes wie Jahre erscheinen zu
lassen: Edward Burns, ein zurecht unbekannter Klon aus dem
Erbgut Tom Cruises, Christian Bales und einer
Toilettenbrille, guckt mal grimmig, dann wieder wütend
und zwischendurch unzufrieden - vielleicht sind alle
als Polizisten tätige "Feuerwehrmänner" so. Avery
Brooks gibt Hawk und Captain Sisko im fliegenden Wechsel, so
daß dem Zuschauer zuerst schwindlig und dann schlecht
wird, Vera Farmiga verdient einen Nobelpreis für die
Entdeckung eines nulldimensionalen Körpers in Gestalt
ihrer token love interest-Rolle, und Roseanne Barr
als Talkshowmoderatorin und selbst die hier unpassend schwarzhaarige Charlize Theron in einer nicht in den Credits
erwähnten Kurzrolle schaffen es in jeweils nur einer
Minute tatsächlich, mittleres Unwohlsein in akuten
Brechreiz umzuwandeln.
Am
furchtbarsten aber, und ich erwähne gar nicht erst den
aus Keyboard-Samples zusammengestoppelten Soundtrack oder
die phoney-originelle Kamera, die vorgeblich raffiniert
zwischen dokumentarähnlichen Camcorder- und normalen
35mm-Aufnahmen wechselt, sind Karel Roden und Oleg Taktarov
als ausländische Gewalttäter: nicht genug,
daß Taktarovs Kopf ständig so düster in
Szene gesetzt wird, als wäre Phrenologie noch immer
aktuell, nicht genug, daß es mal wieder die gebrochen
englisch sprechenden, skrupellos Lynchjustiz betreibenden
Osteuropäer sind, die den rechtschaffenen, herzensguten Amerikanern einheizen; die beiden spielen auch
noch so steif, unglaubwürdig und aufgesetzt, daß
der Zuschauer sich nur mit Grausen abwenden kann.
So bekommt er wenigstens nicht die Story mit, die Herzfeld
entweder in der Betty-Ford-Klinik geschrieben oder im Gully
vor Johnny Depps Viper Room gefunden haben muß: die
Bösewichte reisen in die USA ein, töten
einige Menschen auf widerlich-blutige Weise und filmen das
Ganze mit einer (natürlich gestohlenen) Handkamera, um
es sodann dem Fernsehen zu verkaufen. Der Feuerwehrmann und
der Polizist verfolgen die beiden mit Hilfe einer
verschüchterten Zeugin, müssen aber mit einem
Leben bezahlen und ausgeklügelten James-Bond-Todesfallen
ausweichen.
Was sich
auf dem Papier noch halbwegs ungewöhnlich anhört, ist im fertigen Produkt nur mehr eine
uninspiriert-konfuse Mischung eines
unlogisch-überkandidelt-explosiven
Buddy-Actionstreifens mit einer halbherzig-peinlich-platten
Medien- und Justizsatire. Dazu kommt eine ganze Batterie
dreist abgekupferter Szenen und
schlittenklackend-unbarmherzige Auge-um-Auge-Selbstjustiz
fürs NRA-Happy-End im Angesicht von Lady Liberty, und
fertig ist die ungenießbar-übelriechende, sich
selbst widersprechende 15 Minutes-Terrine, in
der Nahrungspyramide auf derselben Stufe wie der Bodensatz
der "dreckigsten Toilette Schottlands" oder die Innenseite
von Roseannes Schuh.
von
5 Sternen.
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